introduction by StadtPalais – Museum für StuttgartStadtPalais – Museum für Stuttgart
Einführung
Am Anfang war Nichts...
Die Ausstellung "Urknall Stutengarten" ist Teil der Reihe "Stuttgarts Geschichte".
Der erste Teil erzählt Stuttgarts Urgeschichte von über 230 Millionen Jahren alten Gesteinsschichten bis zur vermeintlichen Gründung des Stutengartens im 10. Jahrhundert nach Christus.
Die Ausstellung wurde im StadtPalais - Museum für Stuttgart vom 7. Oktober 2022 bis 5. Februar 2023 gezeigt.
Die 25 ausgewählten Objekte wurden ohne ergänzende Texte oder sonstige Grafiken präsentiert. Eine aufwändig produzierte Audiospur nahm die Besuchenden mit auf eine einmalige Zeitreise durch die Geschichte der Landeshauptstadt.
core sample core sample by StadtPalais – Museum für Stuttgart/Alwin MaiglerOriginal Source: Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Freiburg
1/25: Bohrkern
“Wer den Geheimnissen der Vergangenheit auf die Spur kommen will, der muss vor allem eines..."
Bohrkern
Alter: ca. 200 Mio. Jahre
Bezeichnung: eingekürzter Bohrkern aus 50 m Tiefe - Trias (oben) und Jura (unten)
Fundort: Degerloch und Hedelfingen, Stuttgart
Leihgeber: Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau, Freiburg
Die Ur-Geschichte Stuttgarts liegt unter unseren Füßen begraben. Die verschiedenen Gesteinsschichten dieses Bohrkerns sind über 200 Millionen Jahre alt und stammen aus der für Stuttgart typischen Geisteinsgruppe namens Keuper. Es gibt sogar eine Gesteinseinheit, die international unter dem Namen „Stuttgart-Formation“ bekannt ist, da sie hier besonders häufig anzutreffen ist.
lepidopteris stuttgartiensis by StadtPalais – Museum für Stuttgart/Alwin MaiglerOriginal Source: Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart
2/25: Lepidopteris stuttgartiensis
“Unsere Geschichte beginnt vor rund 220 Millionen Jahren..."
Lepidopteris stuttgartiensis
Alter: ca. 220 Millionen Jahre
Bezeichnung: fossiler Farn
Fundort: Stuttgart-Nord
Leihgeber: Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart
Vor 220 Millionen Jahren, im sogenannten Erdmittelalter, herrschte im heutigen Stuttgart ein feuchtes, subtropisches Klima. Die Erde bestand noch aus einem einzigen, riesigen Ur-Kontinent, genannt Pangäa.
Der Farnsamer Lepidopteris stuttgartiensis trägt Stuttgart im Namen, da es eine für diese Gegend typische Pflanze ist und hier besonders häufig nachgewiesen werden konnte.
plateosaurus engelhardti by StadtPalais – Museum für Stuttgart/Alwin MaiglerOriginal Source: Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart
3/25: Plateosaurus engelhardti
"Ein riesiges Ungetüm bahnt sich seinen Weg durch die Landschaft..."
Plateosaurus engelhardti
Alter: ca. 200 Millionen Jahre
Bezeichnung: Schenkelknochen des Plateosaurus engelhardti
Fundort: Stuttgart-Degerloch
Leihgeber: Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart
Es handelt sich um den Schenkelknochen eines pflanzenfressenden Langhalsdinosauriers, der auf dem Stuttgarter Haigst, nahe der heutigen Zackenbahn, gefunden wurde. Der Dinosaurier war der Größte seiner Zeit und hatte eine Körperlänge von bis zu 10 Metern. Er ging auf aufrecht auf zwei Beinen. Überreste des Plateosaurus sind in dieser Region so häufig, dass er den Spitznamen „Schwäbischer Lindwurm“ trägt.
thomasia antiqua by StadtPalais – Museum für Stuttgart/Alwin MaiglerOriginal Source: Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart
4/25: Thomasia antiqua
“Während Saurier wie der Plateosaurus und große Reptilien des Tages über die Steppen ziehen...
Thomasia antiqua
Alter: ca. 200 Millionen Jahre
Bezeichnung: Zahn des Säugetiers Thomasia antiqua
Fundort: Stuttgart-Degerloch
Leihgeber: Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart
Der winzige Backenzahn ist der Überrest eines der ältesten Verwandten der Menschen. Die Kreatur gehört zu den ersten Säugetieren der Erdgeschichte und sah vermutlich einer Maus oder einem Frettchen ähnlich. Anhand des Zahns kann man erkennen, das Ober- und Unterkiefer, wie bei uns Menschen, perfekt ineinanderpassten. Ein wichtiges Merkmal von Säugetieren, da so Nahrung besser zerkaut und aufgenommen werden kann.
palaeoloxodon antiquus by StadtPalais – Museum für Stuttgart/Alwin MaiglerOriginal Source: Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart
5/25: Palaeloxodon antiquus
“Schnaubend und ächzend schleppt sich der tonnenschwere Waldelefant durch die Laubwälder..."
Palaeoxodon Antiquus
Alter: 300.000 v. Chr.
Bezeichnung : Modell eines Waldelefantenschädels
Fundort: Bad Cannstatt
Leihgeber: Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart
Der Waldelefant war das größte Landsäugetier Stuttgarts. Waldelefanten dieser Art lebten während der vorletzten Warmzeit, der sogenannten “Holstein-Warmzeit”. Damals herrschte hier ein feuchtwarmes Klima mit einer reichhaltigen Flora aus Nadelhölzern, Buchsbaum und Buchen.
Über dem großen Loch in der Mitte des Schädels befand sich der Rüssel des Elefanten. Man vermutet, dass die alten Griechen auf solche Schädel gestoßen sein müssen, und daraus die fantastische Kreatur des Zyklopen mit dem einen großen Auge abgeleitet haben.
stone tool by StadtPalais – Museum für Stuttgart/Alwin MaiglerOriginal Source: Landesmuseum Württemberg
6/25: Geröllgerät
“Und dann sind sie da. Auf zwei Beinen streifen sie durch den Laubwald..."
Geröllgerät
Alter: 250.000-300.000 v. Chr.
Bezeichnung : frühes Werkzeug des homo erectus
Fundort: Hallschlag, Bad Cannstatt
Leihgeber: Landesmuseum Württemberg
Das Steinwerkzeug wurde zum Häuten und Ausnehmen von Tierkadavern genutzt. Sie stammen vom sogenannten Homo erectus. Aus diesem Ur-Menschen hat sich vermutlich der Homo sapiens – also wir – entwickelt. In Stuttgart hat man viele Tausende dieser “Geröllgeräte” an einer Fundstelle namens “Bunker” in Bad Cannstatt entdeckt.
pebbles from the river Neckar by StadtPalais – Museum für Stuttgart/Alwin MaiglerOriginal Source: Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Freiburg
7/25: Neckarkies
Wasser - die Quelle allen Lebens...
Neckarkies
Alter: ca. 120.000 v. Chr.
Bezeichnung : Bohrkernsegment mit Neckarkies
Fundort: Neckar, Stuttgart
Leihgeber: Landespräsidium Freiburg, Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau
Es handelt sich um verbackenen Neckarkies. Entstanden ist er vermutlich vor mehr als 120.000 Jahren – vor der letzten Warmzeit. Gefunden wurde er nahe der heutigen Wilhelma, am Flusslauf des Neckars.
Entstanden ist dieser “Neckarkies” durch aufsteigendes Mineralwasser, das sich seinen Weg an die Oberfläche bahnt, nach oben “sprudelt”. Dabei verliert das Mineralwasser Kohlensäure, der Kalk fällt aus, umschließt den Kies des Neckars und verklebt und verbackt diesen hart wie Beton.
quercus robur - fossilized oak leaves and acorns by StadtPalais – Museum für Stuttgart/Alwin MaiglerOriginal Source: Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart
8/25: Quercus robur
“Mit unvorstellbaren Kräften schieben sich die Erdplatten aneinander..."
Quercus robur
Alter: ca. 120.000 v. Chr.
Bezeichnung: fossile Blätter und Früchte der Eiche
Fundort: Untertürkheim, Stuttgart
Leihgeber: Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart
Schon seit Beginn des großen Eiszeitalters haben sich – auch in Stuttgart – Pflanzen entwickelt, die im Grunde bis heute existieren. Als diese Eiche in Untertürkheim wuchs, waren Neckar, teilweise der Talkessel und die groben Landschaftszonen, wie wir sie auch heute noch kennen, schon vorhanden.
mammuthus primigenius - mammoth tusk by StadtPalais – Museum für Stuttgart/Alwin MaiglerOriginal Source: Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart
9/25: Mammuthus primigenius
Mit einem lauten Knacken durchbrechen die Stoßzähne die bereits gefrorene Schneedecke...
Mammuthus primigenius
Alter: ca. 11.700 – 115.00 v. Chr.
Bezeichnung: Stoßzahn eines Mammuts
Fundort: Bad Cannstatt, Stuttgart
Leihgeber: Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart
Dieser Stoßzahn gehörte einem Woll-Haar-Mammut und ist über 3 Meter lang. Gefunden wurde er bei einer Grabung 1994 in Bad Cannstatt. Er stammt aus der Würm-Kaltzeit, die in Stuttgart vor 115.000 Jahren begonnen hat und bis zu unserer heutigen Warmzeit, dem Holozän, vor etwa 12.000 Jahren dauerte.
Das Mammut war vermutlich um die dreieinhalb Meter groß, wog sechs bis sieben Tonnen und war perfekt an die äußeren Bedingungen angepasst.
emmer by StadtPalais – Museum für Stuttgart/Alwin MaiglerOriginal Source: Landesamt für Denkmalpflege, Arbeitsstelle Hemmenhofen
10/25: Emmer
“Die Luft ist warm an diesem Sommermorgen..."
Emmer
Alter: ca. 5000 v. Chr.
Bezeichnung: Emmer, bearbeitetes Getreide
Fundort: Mühlhausen, Stuttgart
Leihgeber: Landesdenkmalamt, Arbeitsstelle Hemmenhofen
Der Emmer wurde von Menschen der sogenannten “Linearbandkeramischen Kultur” angebaut, die als älteste bäuerliche Kultur gilt. Sie legten Felder an, kultivierten Pflanzen und hielten Vieh. Sie waren sesshaft, das heißt, sie hatten sich so eingerichtet, dass sie dauerhaft an einem Ort leben konnten.
Der Ackerbau sorgte für eine beständige Nahrungsquelle, die über die Erntezeit hinweg gelagert werden konnte. Wissen und Getreide brachten die Menschen mit, denn Emmer ist keine heimische Pflanze und wurde ursprünglich auf der arabischen Halbinsel kultiviert.
ceramic cupStadtPalais – Museum für Stuttgart
11/25: Bandkeramischer Kumpf
Leben und Tod sind Hand in Hand gekommen....
Bandkeramischer Kumpf
Alter: ca. 5000 v. Chr.
Bezeichnung: verziertes Gefäß, Grabbeigabe
Fundort: Mühlhausen, Stuttgart
Leihgeber: Archäologisches Landesmuseum Baden Württemberg, Zentrales Fundarchiv Rastatt
Dieses Gefäß ist rund 7000 Jahre alt. Die Verzierungen wurden in den noch feuchten Ton geritzt oder gerillt. Der Kumpf wurde anschließend gebrannt.
Es ist nicht ganz klar, wofür die aufwändigen Linienbänder stehen und welche Bedeutung sie für die Menschen hatten. Gesichert ist, dass diese Menschen in Stuttgart über mehrere hundert Jahre auf dem heutigen Viesenhäuser Hof gesiedelt haben.
burial objects made of bronze by StadtPalais – Museum für Stuttgart/Alwin MaiglerOriginal Source: Landesmuseum Württemberg
12/25: Grabbeigaben aus Bronze
"Wer ist dieser Mann, den sie im Regen zu Grabe tragen...?"
Grabbeigraben aus Bronze
v.l.n.r.:
Gürtelschnalle, Dolch, Randleistenbeil, Gewandnadel, Armreif
Alter: ca. 2200 bis 800 v.Chr.
Fundort: Weilimdorf, Stuttgart
Leihgeber: Württembergisches Landesmuseum Stuttgart
Bei diesen 5 Gegenständen handelt es sich um ganz typische Grabbeigaben eines Männergrabs der Bronzezeit. Gefunden wurden sie zwischen Weilimdorf und Korntal. Dort wurden bereits 1928 neun Grabhügel entdeckt, die vor 2800 bis 4200 Jahren errichtet wurden.
Weitere Gräber hat man auch an anderen Stellen in Stuttgart gefunden - eines zum Beispiel im Schlossgarten.
golden bowl by StadtPalais – Museum für Stuttgart/Alwin MaiglerOriginal Source: Landesmuseum Württemberg
13/25: Goldschale
"Mit müden Schritten durchquert er die Siedlung..."
13/25: Goldschale
Alter: ca. 500 v. Chr.
Bezeichnung: Grabbeigabe eines keltischen Fürstengrabes
Fundort: Bad Cannstatt, Stuttgart
Leihgeber: Landesmuseum Württemberg
Diese Goldschale wurde in Steinhaldenfeld, im nördlichen Bad Cannstatt gefunden. Dort, im Grab eines vermutlich reichen und mächtigen Kelten, hat man sie mit Resten eines Holzwagens, einer mit verziertem Bronzeblech beschlagenen Kiste und zwei großen Bronzebecken gefunden. Die Goldschale ist wirklich ein einmaliger Fund.
denar of Domitian by StadtPalais – Museum für Stuttgart/Alwin MaiglerOriginal Source: Landesmuseum Württemberg
14/25: Denar des Domitian
Denar des Domitian
Alter: 92-93 n. Chr.
Bezeichnung: römische Silbermünze
Fundort: Bad Cannstatt, Stuttgart
Leihgeber: Landesmuseum Württemberg
Diese Münze von 92-93 nach Christus zeigt den Kopf des römischen Kaisers Domitian, der von 81 bis 96 nach Christus regierte – also zu jener Zeit, in der die römische Besiedlung in Bad Cannstatt begann. Auf der anderen Seite der Münze ist die Göttin Minerva mit Schild und Speer zu sehen.
Gefunden wurde die Münze in Bad Cannstatt, das sich um 150 nach Christus zu einem bedeutenden Verkehrsknotenpunkt von überregionaler Bedeutung etabliert hatte.
altar by StadtPalais – Museum für Stuttgart/Alwin MaiglerOriginal Source: Landesmuseum Württemberg
15/25: Beneficarier-Altar
"Mit einigem Ächzen und Scheppern rollt der vollgeladene Holzkarren die kerzengerade Straße hinab..."
Beneficarier-Altar
Alter: 219 n. Chr.
Bezeichnung: Beneficiarer-Altar, Weihestein
Fundort: Bad Cannstatt, Stuttgart
Leihgeber: Landesmuseum Württemberg
Man nimmt an, dass Benefiziarier eine Art Zöllner oder Straßenpolizei waren. Man weiß, dass sie direkt einem Statthalter unterstellt waren – z. B aus Mainz – und dem lokalen Befehlshaber oder Bürgermeister keine Rechenschaft schuldig waren.
Bei einer derartigen Kontrollfunktion und möglichen Vertrauenskonflikten liegt der Verdacht nahe, dass es um das liebe Geld ging. In Cannstatt wurden mehrere Weihsteine dieser Art gefunden, was auf die Bedeutung der Siedlung als Knotenpunkt hinweist.
facial halmet by StadtPalais – Museum für Stuttgart/Alwin MaiglerOriginal Source: Landesmuseum Württemberg
16/25: Gesichtshelm
"Sieh, wie die Luft vibriert und Staub in der Sommerhitze umherwirbelt..."
Gesichtshelm
Alter: 200 n. Chr.
Bezeichnung: Gesichtshelm aus Bronze
Fundort: Bad Cannstatt, Stuttgart
Leihgeber: Landesmuseum Württemberg
Dieser Gesichtshelm könnte einem jener Reiter gehört haben, die ab 90 nach Christus in Bad Cannstatt ein Kastell errichteten. Der Helm besteht aus Bronze und wurde vermutlich nicht im Kampf getragen, sondern kam bei Schaukämpfen und Paraden zum Einsatz.
Die militärische Reitereinheit bewohnte das Kastell und war mit der Grenzsicherung am Limes betraut. Das Kastell bot Platz für etwa 500 Pferde – wir hatten es in Cannstatt also mit einer durchaus schlagkräftigen Truppe zu tun. Die Soldaten, wie auch die zivile Bevölkerung, waren keine “Römer”, sondern setzten sich aus Menschen der verschiedenen Provinzen und freien Bürgerinnen und Bürgern zusammen.
water pipes by StadtPalais – Museum für Stuttgart/Alwin MaiglerOriginal Source: Landesmuseum Württemberg
17/25: Wasserrohre
“Ah welche Wonne… welche himmlische Erholung..."
Wasserrohre
Alter: 200 n. Chr.
Bezeichnung: Wasserrohre aus gebranntem Ton
Fundort: Bad Cannstatt, Stuttgart
Leihgeber: Landesmuseum Württemberg
Diese schlichten Wasserrohre aus gebranntem Ton stammen aus Feuerbach. Nahe des heutigen Bahnhofs an der ehemaligen Römerstraße stand vermutlich zwischen 150 und 250 nach Christus eine “Villa Rustica”, also ein römischer Gutshof.
Solche römischen Villen sind im Stuttgarter Stadtgebiet übrigens an verschiedenen Stellen nachgewiesen, so etwa auch in Zazenhausen, Möhringen oder Münster.
goddess Herecura by StadtPalais – Museum für Stuttgart/Alwin MaiglerOriginal Source: Landesmuseum Württemberg
18/25: Thronende Herecura
"Auf der mondbeschienen Lichtung im Eichenhain treffen sie aufeinander..."
Thronende Herecura
Alter: 200 n. Chr.
Bezeichnung: Sandsteinfigur einer Göttin aus einem römischen Gräberfeld
Fundort: Bad Cannstatt, Stuttgart
Leihgeber: Landesmuseum Württemberg
Diese Figur, aus Sandstein gehauen, soll die Göttin “Herecura” darstellen. Die Figur stammt von einem römischen Gräberfeld aus Bad Cannstatt und zeigt die Göttin mit einem Früchtekorb auf einem Thron sitzend.
Herecura ist keine ursprünglich römische Gottheit, sondern stammt vermutlich aus keltischen Traditionen. Sie taucht vor allem in Süddeutschland, entlang der Donau und in Slowenien auf. In Stuttgart könnte sie eine größere Rolle gespielt haben.
roof tile by StadtPalais – Museum für Stuttgart/Alwin MaiglerOriginal Source: Landesamt für Denkmalpflege, Archäologische Denkmalpflege Stuttgart
19/25: Ziegel
“Der Karren rattert über die Brücke. Hinter ihm werden die Holz- und Steinhäuser der Cannstatter-Siedlung allmählich kleiner..."
Ziegel
Alter: ca. 150-200 n.Chr.
Bezeichnung: Ziegel aus gebranntem Ton
Fundort: Schlossgarten, Stuttgart-Mitte
Leihgeber: Regierungspräsidium Stuttgart, LAD, Archäologische Denkmalpflege
Bereits zu Zeiten der Römer – und sicher auch schon davor – war der Talkessel kontinuierlich besiedelt. Bei Ausgrabungen am Stuttgarter Hauptbahnhof fand man Reste einer Ziegelbrennerei aus römischer Zeit. Vermutlich unter Nutzung des Nesenbachs wurden hier Ziegel hergestellt.
Dieser unscheinbare Ziegel aus gebranntem Ton war Massenware. Er bezeugt, dass sich auch im heutigen Zentrum Stuttgarts Menschen niedergelassen haben, wenn auch zunächst in deutlich kleinerer Zahl als im benachbarten Bad Cannstatt.
wooden pole by StadtPalais – Museum für Stuttgart/Alwin MaiglerOriginal Source: Landesamt für Denkmalpflege, Arbeitsstelle Hemmenhofen
20/25: Holzpfahl
“Mit einem dumpfen Krachen schlägt die hölzerne Tür gegen das Mauerwerk..."
Holzpfahl
Alter: 300 n. Chr.
Bezeichnung: dendrochronologische Scheibe eines Holzpfahls
Fundort: Stuttgart-Mitte
Leihgeber: Landesdenkmalamt, Arbeitsstelle Hemmenhofen
Bei Ausgabungen im Zuge der Bauarbeiten an Stuttgart 21 wurden Indizien für die älteste nachrömische Besiedlung des Stuttgarter Kessels gefunden. In Bahnhof-Nähe entdeckte man Spuren eines germanischen Holzhauses. Die Löcher, in denen die dafür nötigen Pfosten steckten, konnte man rekonstruieren.
Das Holz selbst war nicht mehr vorhanden. Allerdings fand man in kurzer Distanz Teile von Holzpfahlen, deren genaue Funktion nicht klar ist. Es könnten zum Beispiel Uferbefestigungen gewesen sein. Der Holzpfahl bezeugt eine der ältesten alamannischen Besiedlungen des Stuttgarter Kessels.
spatha by StadtPalais – Museum für Stuttgart/Alwin MaiglerOriginal Source: StadtPalais – Museum für Stuttgart
21/25: Spatha
“Kein Wolf lässt sich von seinem Anblick einschüchtern..."
Spatha
Alter: 300 - 600 n. Chr.
Bezeichnung: alamannisches Eisenschwert
Fundort: Stuttgart-Hedelfingen
Bestand StadtPalais- Museum für Stuttgart
Das Schwert stammt vermutlich aus einem alamannischen Grab in Hedelfingen. Es ist aus Eisen gearbeitet und wurde im 4. bis 6. Jahrhundert hergestellt.
earring by StadtPalais – Museum für Stuttgart/Alwin MaiglerStadtPalais – Museum für Stuttgart
22/25: Ohrring
“Ob sie es erahnen können, die Menschen, die dort stehen...?"
Ohrring
Alter: 700 n. Chr.
Bezeichnung: Ohrring, Grabbeigabe
Fundort: Stuttgart-Mitte
Leihgeber: Archäologisches Landesmusem Baden – Württemberg, Fundarchiv Rastatt
Dieser Ohring stammt aus der ersten Hälfte des 8. Jahrhundert nach Christus und wurde in einem alamannischen Grab unterhalb der Stiftskirche entdeckt. Dieser Grabfund ist von dem her ziemlich spannend, da man zwar bereits wusste, dass es kleinere Siedlungen der Alamannen im Bereich des Talkessels gab.
Der Fund unter der Stiftskirche ist jedoch ein Beleg dafür, dass auch im heutigen Zentrum der Stadt, dort wo man die Keimzelle des alten Stuttgarts vermutet, Menschen gelebt haben könnten. Möglicherweise war der Standort der heutigen Stiftskirche bereits damals eine heilige Stätte.
gold-leafed cross by StadtPalais – Museum für Stuttgart/Alwin MaiglerOriginal Source: Landesmuseum Württemberg
23/25: Goldblattkreuz
“Behutsam und mit sachter Hand wird die Nadel geführt..."
Goldblattkreuz
Alter: ca. 600 n. Chr.
Bezeichnung: Goldblattkreuz, Grabbeigabe
Fundort: Stuttgart-Mitte
Leihgeber: Landesmuseum Württemberg
Dieses Goldblattkreuz, aus feinem Blattgold geschmiedet, stammt aus einem alamannischen Grab in Untertürkheim, wo es etwa 600 nach Christus einem Toten als Grabbeigabe beigelegt wurde. Dazu wurde es auf ein Tuch genäht und auf das Haupt des Verstorbenen gelegt.
Das Kreuz ist ein christliches Symbol und zeugt von dem Beginn der Christianisierung in Stuttgart. In dieser Zeit herrschten die Franken, dessen König Chlodwig im 6. Jahrhundert als Christ getauft wurde.
annales mettenses priores by StadtPalais – Museum für Stuttgart/Alwin MaiglerOriginal Source: Archäologisches Landesmuseum Baden- Württemberg, Zentrales Fundarchiv Rastatt
24/25: Annales mettenses priores
“Karlmann der Erste, Sohn des Karl Martell...."
Annales mettenses priores
Alter: 746 n. Chr.
Bezeichnung: Metzer Annalen, Reproduktion
Fundort: Bad Cannstatt, Stuttgart
Original in: Cathedral Library, Durham, Vereinigtes Königreich
“Im Jahr der Fleischwerdung des Herrn 746. In diesem Jahr fiel Karlmann, als er die Treulosigkeit der Alamannen gesehen hatte, mit einem Heer in ihr Gebiet ein und ordnete eine Versammlung an, an einem Ort, der Condistat heißt”.
Mit “Condistat” ist Cannstatt gemeint.
Es gibt mehrere Quellen, die über dieses besondere Ereignis im Jahr 746 nach Christus berichten. Karlmann, ein Hausmeier aus dem Geschlecht der Karolinger, berief alamannische Herrscher zusammen, die sich gegen seine Herrschaft auflehnten. Wie viele wirklich kamen und ob es zu einem Blutbad kam, kann nicht sicher gesagt werden
Johann Fessler: a true account... by StadtPalais – Museum für Stuttgart/Alwin MaiglerOriginal Source: Hauptstaatsarchiv Stuttgart
25/25: Johann Fessler: Warhafftige Beschreibung...
“Welche Anmut! Welche Eleganz! Welche Kraft!"
Johann Fessler: Wahrhafftige Beschreibung
Alter: 1543 -1572 n. Chr.
Bezeichnung: Beschreibung und Chronik Württembergs
Leihgeber: Hauptstaatsarchiv Stuttgart
Lange Zeit wurde das Jahr 941 nach Christus als eine Art Geburtsstunde Stuttgarts gehandelt. Man bezog sich dabei auf eine Schrift des württembergischen Kanzlers Johann Fessler. Dieser hatte erstmals von einem Gestüt und dessen Gründung durch den Herzog Luitolf berichtet. Allerdings gibt Fessler keine Quellen dafür an und es liegen immerhin knapp 600 Jahre zwischen dem Ereignis das er beschreibt und dem Zeitpunkt, an dem er es niederschreibt.
Ist der Stuttgarter Stutengarten also doch nur ein Mythos?
Letztlich gibt es doch einige Hinweise darauf, dass hier ein Gestüt bestanden hat, ein genaues archäologisches Datum für eine Gründung kann man bisher jedoch nicht nachweisen. Die Kessellage und andere Indizien lassen eine Pferdezucht im Talkessel durchaus plausibel erscheinen.
Hier geht's zur Folgeausstellung: "STUTGARTEN: Aufstieg und Fall"