Eberhard Schoener: Ein Leben für die Musik

Von der Geige über das Dirigentenpult zum Synthesizer - Erzählungen und Erinnerungen eines großen Komponisten

Eberhard Schoener PorträtDeutsches Museum

Der Klangkünstler

Musiker und Dirigent. Komponist und Klangartist, Produzent und Choreograph – in ein starres Schema war Eberhard Schoener noch nie zu stecken. Ein vielseitig begabtes Multitalent, das immer wieder neue Wege ausprobierte und sich unter anderem als einer der großen Wegbereiter der elektronischen Musik in Deutschland einen Namen machte. Einer der kreativsten Protagonisten der zeitgenössischen Musik, der als einer der ersten Crossover-Pioniere die Verschmelzung von Klassik, Pop und Rock wagte. 

Eberhard Schoener mit Familie (1946)Deutsches Museum

Die musikalische Laufbahn des 1938 geborenen Eberhard Schoener begann mit drei Jahren. Bei einem Bummel über einen Jahrmarkt entdeckte er eine Kindergeige, die er unbedingt haben wollte und die ihm seine Eltern dann auch kauften. Weil der Vater hoffte, aus seinem Sohn könnte ein Wundergeiger werden, ließ er ihn jeden Tag stundenlang üben. Die Begeisterung des jungen Eberhard Schoener - hier auf einem Familienfoto von 1946 mit seinen Eltern und seiner Schwester - darüber hielt sich in Grenzen.

Eberhard Schoener an der GeigeDeutsches Museum

Erinnerungen an die Jugend
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An der Musikakademie in Detmold machte Schoener dann seinen Abschluss, allerdings sprach ihm sein damaliger Lehrer und Mentor die Eignung zu einer großen Karriere als Geiger mit ziemlich deutlichen Worten ab.

Bayerische StaatsoperDeutsches Museum

1959 ging Schoener nach München. Nach einem Probespiel engagierte ihn die Bayerische Staatsoper als Ersten Geiger – eine, wie Schoener erzählt, enorm lehrreiche Zeit.

Staatsoper OrchesterDeutsches Museum

Lehrjahre an der Münchner Oper
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Schoener spielte unter vielen der besten Dirigenten jener Zeit – und fand immer mehr Gefallen an der Idee, einmal selbst da vorne am Pult zu stehen.

Erfahrungen in Siena
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Schoener zog es nach Siena, wo er an einem der Kurse eines gewissen Sergiu Celibidache teilnahm. Der große Meister gab ihm eine Empfehlung mit auf den Weg: „Holen Sie sich Musiker von der Straße und dirigieren Sie, so viel Sie können.“ Von diesen Worten inspiriert stellte Schoener zurück in München sein eigenes Orchester zusammen ...

Eberhard Schoener und das Junge Orchester (1962)Deutsches Museum

... und gründete das Jugendmusikorchester.

Walter Carlos Switched On Bach (1968)Deutsches Museum

Schoener fand Gefallen daran, mit Musik zu experimentieren, doch dann gab es einen entscheidenden Wendepunkt, als er - wie er hier erzählt - im Radio ein ganz besonderes Stück hörte ...

Bob Moog Tafel TrumansburgDeutsches Museum

Die Begegnung mit Bob Moog
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Mit finanzieller Unterstützung fuhr Schoener in die USA – nach Trumansburg, zum Firmensitz von Bob Moog – und kaufte dort nach anfänglichen Schwierigkeiten einen ganz besonderen Synthesizer ...

Schoener Moog 1969Deutsches Museum

Ein privater Video-Clip Eberhard Schoeners von seinem Besuch bei Bob Moog in Trumansburg. Zu sehen ist die "Fireman's Parade", ein traditioneller Festumzug in der Stadt im US-Bundesstaat New York.

Eberhard Schoener mit dem Moog IIIp (1969)Deutsches Museum

Das Abenteuer Osaka
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Eines der ersten großen Projekte Schoeners mit seinem neuen Moog: Ein Kompositionsauftrag der Bundesregierung für die Weltausstellung 1970 in Osaka. Schoener moduliert über 15 Minuten einen Quartsextakkord, den Schlussakkord von Beethovens 7. Symphonie. Für die klassische Avantgarde unter Karlheinz Stockhausen ein Affront, ein No-Go!

Schoener Osaka 1970Deutsches Museum

Eberhard Schoener als DirigentDeutsches Museum

Schoener ging weiter seinen ganz eigenen Weg. Bei den Olympischen Sommerspielen von München 1972 wirkte er im kulturellen Rahmenprogramm und dirigierte in der Alten Münze der Residenz die Pucchini-Oper Gianni Schicchi. Bei zwei weiteren sportlichen Großveranstaltungen konzipierte Schoener in späteren Jahren dann die mehrstündigen Eröffnungsfeiern: Bei der Alpinen Ski-WM in Garmisch-Partenkirchen 1978 und bei der Leichtathletik-WM in Stuttgart 1993.

Eberhard Schoener Klassik-Rock-Nacht (1980)Deutsches Museum

In den 1970er Jahren wurde Schoener dann zu einem der wegweisenden Pioniere auf dem Gebiet des Genre-Crossover zwischen Klassik und Rock, da er „Musik als Gesamtkunstwerk und nicht als Teile begrenzter Möglichkeiten“ sah. 1972 traf er sich mit Jon Lord, dem Keyboarder von Deep Purple, und probte in London mit der Rockband Procul Harum. 1980 initiierte er dann die erste von insgesamt fünf Veranstaltungen der Klassik-Rock-Nacht. Konzerte, die jeweils bis zu sechs Stunden dauerten und live im Fernsehen übertragen wurden. Die Premiere stieg im November 1980 im Circus Krone. Mit dabei unter anderem: Jon Anderson (Yes), Andy Mackay (Roxy Music) und Mike Batt.

Eberhard Schoener und seine dritte Klassik-Rock-Nacht (1982)Deutsches Museum

Legendär wurde die dritte Aufführung im Dezember 1982 mit Mike Oldfield (links) und Klaus Nomi (2. v. re.) in der Münchner Rudi-Sedlmayer-Halle. Es war der letzte öffentliche Auftritt von Nomi, dem exzentrischen Countertenor, der damals schon geschwächt und gezeichnet von seiner HIV-Erkrankung auf der Bühne stand. Danach flog Nomi in die USA, am 6. August 1983 starb er in New York. Hinten links: Peter Behrens, der Schlagzeuger der NDW-Band Trio.

Eberhard Schoener und StingDeutsches Museum

Das erste Treffen mit "The Police"
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Bis heute pflegt Schoener auch eine enge Freundschaft zu den britischen Weltstars von The Police, mit Sting, Andy Summers und Stuart Copeland, die er 1977 für eine Show nach München holte.

Schoener Bali-Agung 1976Deutsches Museum

Schoener, ein Zwischen-den-Welten-Wandler, musikalisch und kulturell. Revolutionär wurde sein Projekt Bali-Agung, als er nach Bali reiste und die traditionelle Gamelan-Musik mit den Klängen eines Moog-Synthesizers verband.

Eberhard Schoener Bali-Agung (1976)Deutsches Museum

Und hier zu sehen bei einem Auftritt bei Showmaster Rudi Carrell 1976 in dessen Sendung Am laufenden Band.

Das feuerrote Spielmobil (1972)Deutsches Museum

Schoener komponierte zahlreiche Filmmusiken, etwa bereits Anfang der 1970er Jahre für die Kindersendung Das feuerrote Spielmobil ...

Schoener Trotta 1973Deutsches Museum

...für den Spielfilm Trotta von Regisseur Johannes Schaaf 1971 ...

Derrick Abspann (1985)Deutsches Museum

... oder auch immer wieder für die Freitagabend-Kult-Krimi-Serie Derrick, wie bei einer Folge mit dem aus der Roman-Verfilmung der Blechtrommel bekannt gewordenen David Bennent. Der Sänger des Schoener-Songs Codeword Elvis: Sting.

Schoener Video Magic 1978Deutsches Museum

Mit Sting produzierte Schoener 1978 unter anderem auch das Album Video Magic.

Eberhard Schoener mit dem Tenor Andrea Bocelli (1996)Deutsches Museum

"La Luna"
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Auch später arbeitete Schoener mit großen Musikern und Sängern zusammen, etwa mit Star-Tenor Andrea Bocelli, für den er das wunderschöne Lied La Luna schrieb. Zu hören hier Andrea Bocelli im Duett mit Sängerin Helen Schneider.

Der Moog IIIp - Eberhard Schoener und Wolfgang M. Heckl (2019)Deutsches Museum

Präsenz zeigt Eberhard Schoener auch heute noch. 2019 etwa, als er seinen berühmten Moog IIIp dem Deutschen Museum vermachte – genau ein halbes Jahrhundert nach seiner denkwürdigen Reise nach Trumansburg. Hier im Bild: Eberhard Schoener und Wolfgang M. Heckl, der Generaldirektor des Deutschen Museums.

Im Studio von Eberhard Schoener (2020)Deutsches Museum

Exklusive Einblicke in sein Studio und in seine Werke gab Eberhard Schoener bei einem Besuch in seinem Haus in der Nähe von Miesbach. Dabei erzählte er, wie er die Synthesizer-Notationen verschriftete ...

Im Studio von Eberhard Schoener, Teil 2 (2020)Deutsches Museum

... aber auch über seine Zusammenarbeit mit den Musikern von Police in deren Anfangsjahren. Zu hören hier in der Schoener-Komposition "Rhine Bow".

Quelle: Alle Medien
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