Faces – Götter, Helden, Herrscher

Beim Besuch der Antikensammlung des Alten Museums Berlin blicken wir der Vergangenheit ins Gesicht und begegnen Göttern, Helden und Herrschern. Ihre Geschichten und Persönlichkeiten werden uns durch einzigartige Kunstwerke überliefert.

Zeus als Blitzschleuderer (-470/-460) von UnbekanntAltes Museum, Staatliche Museen zu Berlin

Götter

Die Religion der alten Griechen kennt viele Götter. Jede Gottheit hat ihren speziellen Wirkungsbereich. Die zwölf wichtigsten Gottheiten der griechischen Mythologie haben ihren Sitz auf dem Olymp, dem höchsten Gebirge Griechenlands. In den Erzählungen der Antike haben die Götter eine menschliche Gestalt. Wie die Menschen sind sie Gefühlen und Leidenschaften unterworfen und zeigen Schwächen wie Eifersucht, Zank und Eitelkeit. Zeus ist der oberste olympische Gott der griechischen Mythologie.

Zeus

Diese Statuette des Zeus zeigt ihn unbekleidet in energischer Vorwärtsbewegung. Als Zeichen seines göttlichen Willens schleudert er mit erhobenem Arm ein Blitzbündel, das er als Attribut in vielen Darstellungen bei sich trägt. Die konzentrierte Bewegung demonstriert die Macht und Würde des Gottes.

Zeus als Blitzschleuderer (-470/-460) von UnbekanntAltes Museum, Staatliche Museen zu Berlin

Die nur 13 Zentimeter hohe Bronzestatuette ist mit außerordentlichem Können gestaltet worden. Das Gesicht mit der geraden Nase, den großen Augen und den schmalen Lippen hat einen ernsten und entschlossenen Ausdruck. Es ist gerahmt vom Bart und dem dichten Haarkranz über der Stirn. Mit dem Gravierstichel sind die Haare in feinsten Linien dargestellt, in gleicher minutiöser Arbeit sind die Finger- und Zehenglieder mit den Nägeln und über dem männlichen Glied auch die Schamhaare ausgeführt.

›Melisches‹ Relief: Trunkener Dionysos (Um 480 v. Chr.) von UnbekanntAltes Museum, Staatliche Museen zu Berlin

Dionysos

Dionysos ist der Gott des Weines und der Fruchtbarkeit. Er ist berühmt für seine feuchtfröhlichen Gelage. Auf dem Relief befindet sich Dionysos auf dem Heimweg von solch einem Fest. Deutlich sind dem Gott die Folgen übermäßigen Weingenusses anzumerken:

Ohne den Begleiter, der ihn mit beiden Armen stützt, würde sich Dionysos auf dem Tier gar nicht halten können.

Relieftafeln wie diese waren vermutlich kleine Opfergaben in Heiligtümern, wobei die Täfelchen an Schnüren oder mittels Nägeln aufgehängt oder einfach an die Wand gelehnt wurden. Auch als Grabbeigaben sind sie belegt.

Die "Aphrodite Heyl" – eine erlesene Schönheit (-200/-100) von UnbekanntAltes Museum, Staatliche Museen zu Berlin

Aphrodite

Diese Figur aus Ton zeigt Aphrodite, die Göttin der Liebe. Gegen die von ihr gesendete Leidenschaft sind selbst die anderen Götter machtlos. Die Darstellung ist von seltener Sinnlichkeit geprägt.

Das Gewand ist bis über die rechte Brust der Aphrodite herabgeglitten und enthüllt durch die Feinheit des Stoffs mehr als es bedeckt.

Die "Aphrodite Heyl" – eine erlesene Schönheit (-200/-100) von UnbekanntAltes Museum, Staatliche Museen zu Berlin

Das Haar ist am Hinterkopf zusammengefasst und von einem Diadem gekrönt, dazu trägt die Liebesgöttin prächtige Ohrringe.

Die elegante Wendung des Kopfes lässt vermuten, dass Aphrodite zu einer heute fehlenden, zweiten Person herabblickt. Es könnte sich dabei etwa um den kleinen Liebesgott Eros, der üblicherweise als Knabe dargestellt wird, gehandelt haben.

Theseus tötet den Minotauros (2. Hälfte des 2. Jhs. v. Chr.) von UnbekanntAltes Museum, Staatliche Museen zu Berlin

Helden

Mit übermenschlichen Kräften kämpfen antike Helden gegen ungeheure Wesen. Ihre abenteuerlichen Geschichten wurden wieder und wieder erzählt. Von ihren Taten berichten die Epen und Sagenzyklen der antiken Schriftsteller wie auch Kunstwerke aller Art. Die Helden der sagenhaften Vorzeit, auch Heroen genannt, gehen häufig aus einer Verbindung von Göttern mit Menschen hervor. Sie gelten als Beschützer in persönlicher Not und stehen den Menschen oftmals näher als die olympischen Götter.

Theseus

Theseus ist einer der beliebtesten Helden der griechischen Mythologie und ein Vorbild für Mut und Tapferkeit. Er muss in seiner Jugend zahlreiche Taten vollbringen und Kämpfe gegen Ungeheuer bestehen. In einem Labyrinth bezwingt und tötet er den Stiermenschen Minotauros, der von den Athenern alljährlich das Opfer von je sieben jungen Frauen und Männern fordert. So befreit Theseus seine Heimatstadt von dem fürchterlichen Tribut. Diese Episode ist eine der häufigsten Heldensagen, die in der bildenden Kunst dargestellte wurden.

Theseus tötet den Minotauros (2. Hälfte des 2. Jhs. v. Chr.) von UnbekanntAltes Museum, Staatliche Museen zu Berlin

Die Berliner Bronzegruppe zeigt die Kämpfenden in einem entscheidenden Moment: Theseus hat Minotauros von hinten angesprungen und ihn zu Boden gezwungen. Mit seinem linken Schenkel drückt der Held seinem Gegner in die rechte Flanke und stemmt sich mit aller Macht gegen ihn.

Minotauros ist bereits vornüber gestürzt, das linke Knie fast auf dem Boden, der rechte Fuß berührt schon den Grund.

Mit festem Griff hält Theseus den Stiermenschen, die linke Hand packt das Horn, die rechte die Schulter. Nur noch schwach wehrt sich Minotauros und versucht Theseus’ Arm wegzureißen.

Theseus tötet den Minotauros (2. Hälfte des 2. Jhs. v. Chr.) von UnbekanntAltes Museum, Staatliche Museen zu Berlin

Theseus’ Sieg in diesem Ringkampf steht unmittelbar bevor, im nächsten Moment wird er dem Monster das Genick brechen.

Achill verbindet Patroklos (-500) von UnbekanntAltes Museum, Staatliche Museen zu Berlin

Achilles und Patroklos

Der Kampf der Griechen um die Stadt Troja ist einer der bekanntesten Sagenzyklen. Die Schale zeigt eine Episode aus dem zehnjährigen trojanischen Krieg, in dem Achilleus für seine Tapferkeit berühmt wurde. Der Held Achilleus versorgt seinen Freund Patroklos, den ein Pfeil am linken Arm verwundet hat. Patroklos wendet seinen Kopf mit schmerzverzerrter Miene ab, während ihm sein Freund den Verband anlegt. Achilleus ist mit Helm und Panzer gerüstet.

Dagegen ist Patroklos schutzlos, er trägt nur eine Kappe. Die Sitzhaltung auf seinem Schild, die den Blick auf sein Geschlecht freigibt, versinnbildlicht seine Verwundbarkeit an der empfindlichsten Stelle, an der er später tatsächlich tödlich getroffen wird. Die Szene weist voraus auf den Tod des Patroklos und schließlich auch auf das Ende des Achilleus, der trotz einer warnenden Weissagung in den Kampf zieht, um den Tod des Freundes zu rächen.

Odysseus tötet die Freier der Penelope (Um 440 v. Chr.) von dem Penelope-Maler zugeschriebenAltes Museum, Staatliche Museen zu Berlin

Odysseus

Auf dem Heimweg vom Kampf um Troja beginnt die Irrfahrt des Odysseus. Zehn Jahre lang sucht der Held den Weg zurück in seine Heimat Ithaka und erlebt dabei sagenhafte Abenteuer. Seine Frau Penelope wartet geduldig auf die Rückkehr ihres Ehemanns. Doch während seiner Abwesenheit wird sie von zahlreichen anderen Männern umgarnt. Der Trinkbecher zeigt eine dramatische Szene: Odysseus, der endlich nach Hause zurückgekehrt ist, nimmt den Kampf gegen die Freier seiner Gattin auf. Er spannt seinen Bogen…

Odysseus tötet die Freier der Penelope (Um 440 v. Chr.) von dem Penelope-Maler zugeschriebenAltes Museum, Staatliche Museen zu Berlin

...und tötet die aufgeschreckten Freier, die eilig versuchen, sich vor den Pfeilen des Helden zu retten. So wird die Bilderzählung auf der zweiten Seite des tönernen Trinkgefäßes fortgesetzt.

Bildnis des Perikles (-430) von UnbekanntAltes Museum, Staatliche Museen zu Berlin

Herrscher

Zu Ehren großer Herrscher wurden in der Antike Porträts angefertigt. Die Statuen oder Büsten wurden an öffentlichen Orten aufgestellt. Sie konnten auch, ähnlich wie Porträts auf Münzen, der Selbstdarstellung der Mächtigen dienen.

Perikles

Der Staatsmann Perikles lenkte etwa zwanzig Jahre lang maßgeblich das Schicksal Athens. Unter seiner Führung erlebte die Stadt ihre politische und kulturelle Blüte. Das Bildnis mit dem hochgeschobenen korinthischen Helm zeigt Perikles als Strategen, als militärischen Befehlshaber über Heer und Flotte. Die Volksversammlung Athens wählte ihn 15 Jahre in Folge immer wieder in dieses Amt. Perikles war als hervorragender Redner bekannt und konnte die Versammlung daher meist von seinen politischen Plänen überzeugen.

Bildnis des Perikles (-430) von UnbekanntAltes Museum, Staatliche Museen zu Berlin

Das Bildnis zeigt Perikles als idealen Staatsmann. Die glatten, ebenmäßigen Gesichtszüge strahlen Ruhe und Besonnenheit aus. Dies stimmt mit seiner Biographie überein, die von einer großen Selbstbeherrschung berichtet. Diese römische Kopie geht wahrscheinlich auf eine Bronzestatue zurück, die nach dem Tod des Perikles auf der Athener Akropolis aufgestellt wurde. Eine große Ehre zur damaligen Zeit.

"Grüner Caesar" (-100) von UnbekanntAltes Museum, Staatliche Museen zu Berlin

Caesar

Die überlebensgroße Porträtbüste zeigt einen deutlich älteren Mann mit tiefen Falten, zurückweichendem Haaransatz und eingefallenen Wangen. Das Gesicht ist schmal und kantig mit einer hohen Stirn, ausgeprägten Wangenknochen und einem stark vorspringenden Kinn. Durch seine lange, gerade Nase und schmalen Lippen wirkt er fast mager. Dargestellt ist Julius Caesar, wie sich anhand von Münzen mit seinem Konterfei nachweisen lässt, die in den letzten Lebensmonaten des römischen Staatsmannes und Feldherrn ausgegeben wurden.

Die Büste Caesars erscheint uns heute wie ein tatsächliches Porträt. Doch dürfte sie typisierte Gesichtsformen zeigen, die moralische Werte und Charaktereigenschaften ausdrücken, wie sie von einem Staatsmann verlangt wurden. Die Alterszeichen unterstreichen die Autorität des Dargestellten, der schmallippige, geschlossene Mund und der kritische Blick deuten auf Ernst und Strenge hin.

"Grüner Caesar" (-100) von UnbekanntAltes Museum, Staatliche Museen zu Berlin

Energie und Tatkraft werden in der Kopfwendung angezeigt. Die magere, asketische Erscheinung signalisiert die Nüchternheit und Entbehrungsfähigkeit des erfolgreichen Feldherrn.

Kleopatra, die Schöne (-40/-30) von UnbekanntAltes Museum, Staatliche Museen zu Berlin

Kleopatra

Keine Königin Ägyptens wurde so berühmt wie die letzte, Kleopatra VII. Sie bestieg mit siebzehn Jahren den Thron und versuchte, eine über Jahrtausende führende Macht des östlichen Mittelmeerraums vor dem aufstrebenden römischen Imperium zu retten. Sie war hochgebildet und zielstrebig, geistreich und sprachgewandt.

Nach dem Sieg der römischen Flotte in der Schlacht von Actium entzieht sich Kleopatra durch einen tödlichen Schlangenbiss der Schmach, als Gefangene im Triumph durch Rom geführt zu werden.

Mit dem Tod der letzten Pharaonin aus der Dynastie der Ptolemäer wird Ägypten zur römischen Provinz Aegyptus. Die Epoche der hellenistischen Großreiche aus dem Erbe Alexanders des Großen geht zu Ende.

Die Büste aus durchscheinendem Marmor stellt Kleopatra als junge Frau dar. Ihre Haare sind im Nacken zu einem Knoten gebunden, über die Stirn fallen kleine Locken. Die gerade, streng geschnittene Nase mit hochgezogenen Flügeln, der selbstbewusst geschwungene Mund und das energische Kinn charakterisieren Kleopatra als nicht nur schöne, sondern auch durchsetzungsstarke Persönlichkeit.

Mitwirkende: Geschichte

Texte basierend auf:

Die Antikensammlung. Altes Museum, Neues Museum, Pergamonmuseum. Auswahl der ausgestellten Werke. Hrsg. von Agnes Schwarzmaier, Andreas Scholl und Martin Maischberger, Staatliche Museen zu Berlin, Verlag Philipp von Zabern, 2016 (übersetzte und überarbeitete Fassung der 4. Auflage 2012).

Text: Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz / Prestel

Konzept / Redaktion: Lisa Janke

© Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz

www.smb.museum
Altes Museum

Quelle: Alle Medien
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