550 Jahre Albrecht Dürer

Selbstbildnis als Dreizehnjähriger (1484) von Albrecht DürerAlbertina Museum

Am 21. Mai 1471 wurde mit Albrecht Dürer einer der größten Künstler seiner Zeit geboren. An die 100 Gemälde, 300 Druckgrafiken und annähernd 1000 Zeichnungen, die zu den Ikonen der Kunstgeschichte zählen, haben sich von ihm erhalten. Darüber hinaus war Dürer als ein universal gebildeter Künstler auch schriftstellerisch tätig.

Dürer-Werke im TiefspeicherAlbertina Museum

Dürers zeichnerisches Werk bietet ein lückenloses Bild seiner künstlerischen Entwicklung. Fast 140 seiner berühmtesten Blätter sind seit seinem Tod im Jahr 1528 als eine geschlossene Sammlung beisammen geblieben und bilden heute den wertvollsten Besitz der ALBERTINA in Wien.

Selbstbildnis als Dreizehnjähriger (1484) von Albrecht DürerAlbertina Museum

Dürers Selbstbildnis als Dreizehnjähriger ist sein erstes erhaltenes Werk und gleichzeitig die früheste bekannte Kinderzeichnung. Laut der eigenhändigen Inschrift hat sich Dürer nach seinem Spiegelbild gezeichnet. Das Arbeiten mit Silberstift auf grundiertem Papier erfordert vom Zeichner höchste Präzision und erlaubt kaum Korrekturen.

Entwurf für einen Tafelaufsatz oder Tischbrunnen (um oder nach 1500) von Albrecht DürerAlbertina Museum

Dürer stammte aus einer Goldschmiedefamilie und fertigte er während seiner gesamten Schaffenszeit Entwürfe für Schmuckstücke, Geschmeide und Prunkpokale. Sein monumentaler Entwurf für einen Tischbrunnen ist ein Paradestück der Verspieltheit und des Fantasiereichtums spätgotischer Goldschmiedekunst.

Der Jesusknabe als Erlöser (1493) von Albrecht DürerAlbertina Museum

Die Darstellung des Jesusknaben, der die Weltkugel wie einen Spielball in Händen hält, ist 1493, also während Dürers Gesellenwanderung, entstanden. Das Motiv verrät eine Entstehung des Blattes im Gebiet des Oberrheins, wo es insbesondere in der Druckgrafik verbreitet war.

Mein Agnes (1494) von Albrecht DürerAlbertina Museum

Nach dem Ende seiner Gesellenwanderung heiratete Dürer am 7. Juli 1494 Agnes Frey. Um diese Zeit muss die kleinformatige Porträtzeichnung entstanden sein, die der Künstler selbst mit »mein Agnes« bezeichnete. Mit nur wenigen virtuosen Strichen hielt er die am Tisch dösende junge Frau fest.

Bacchanal mit Silen (nach Mantegna) (1494) von Albrecht DürerAlbertina Museum

Im Jahr 1494 kam Dürer über die Druckgrafik erstmals mit oberitalienischer Kunst in Berührung. Eine Zeichnung setzt sich mit Andrea Mantegnas Kupferstich Das Bacchanal mit Silen auseinander. Auf das Nürnberger Publikum des späten 15. Jahrhunderts müssen derartige Blätter aus der Welt mythologischer Wesen schockierend und faszinierend zugleich gewirkt haben.

Innsbruck von Norden (um 1495) von Albrecht DürerAlbertina Museum

Dürers Ansicht von Innsbruck entstand während seiner ersten Reise nach Italien. Die Gesamtansicht der Stadt, auf der er die Hofburg, den noch im Bau befindlichen Wappenturm und die Innbrücke vor dem Hintergrund schneebedeckter Berge zeigt, dokumentiert das Aussehen der Stadt am Ende des 15. Jahrhunderts.

Hof der Innsbrucker Burg (ohne Wolken) (um 1495) von Albrecht DürerAlbertina Museum

Die Darstellung des großen Hofs der Innsbrucker Hofburg folgt einem zwischen Wirklichkeit und Künstlichkeit schwankenden Konzept. So opfert Dürer einzelne architektonische Elemente der besseren Gesamtwirkung und Lesbarkeit. Die pittoreske Silhouette der menschenleeren spätgotischen Burg steht vor einem düster bewölktem Hintergrund, was der Szenerie eine unwirklich-unheimliche Atmosphäre verleiht.

Venezianerin (1495) von Albrecht DürerAlbertina Museum

Dürer betrieb zeitlebens auch Gewandstudien. Sowohl in seiner Heimatstadt Nürnberg als auch während seiner Reisen hielt er lokale Trachten in Zeichnungen fest. An vielen Orten gaben Kleiderordnungen vor, wer zu welcher Gelegenheit was zu tragen hatte. Die Einhaltung dieser Regeln wurden peinlich überwacht, jedes Vergehen geahndet.

Nürnbergerin im Tanzkleid (1500) von Albrecht DürerAlbertina Museum

In der Gegenüberstellung des Kleides einer vornehmen Venezianerin und einem Nürnberger Festkostüm sehen wir die großen Unterschiede der lokalen Bekleidungsbräuche, doch weist der Materialluxus beide Gewänder als Ausstattung wohlhabender Patrizierinnen aus.

Der Flügel einer Blauracke (um 1500) von Albrecht DürerAlbertina Museum

Die Blauracke ist ein zu Zeiten Dürers noch in ganz Mitteleuropa heimischer Zugvogel, der durch sein strahlend türkisfarbenes und azurblaues Gefieder fasziniert. Dürer hielt den Flügel auf sehr feinem Pergament fest. Mit größter zoologischer Präzision zeigt Dürer jedes Detail. Sogar dass der Flügel mit Gewalt abgetrennt wurde, sieht man rechts am Rot der Ausrisswunde.

The Large Piece of Turf, 1503 (1503) von Albrecht DürerAlbertina Museum

Dargestellt ist ein sogenannter Trittrasen, wie er um den Wechsel vom April zum Mai, wenn der Löwenzahn verblüht ist, an jedem Feldweg vorkommt. Der Ausschnitt ist mit derartiger Präzision gemalt, dass man darüber fast vergisst, dass Dürers Bravourstück in Sachen Naturerkundung sicherlich nicht en plein air, sondern in seiner Werkstatt entstand.

Der Augenpunkt ist sehr niedrig gewählt. Dürer lässt den Betrachter dadurch die Perspektive eines kleinen Tieres oder Insekts einnehmen und man glaubt fast, den Duft des Grases oder der frischen, feuchten Erde zu riechen.

Feldhase (1502) von Albrecht DürerAlbertina Museum

Dürer zeigt das bequem und mit aufgestellten Ohren posierende Tier so kunstvoll und zugleich auch lebendig, dass man glaubt, jedes Härchen des flauschigen Fells ertasten zu können. Im Auge des Tieres blitzt der Reflex eines Fensters auf, doch bleibt sein Ruheplatz undefiniert:

Der Schatten des Hasen fällt nach rechts auf den blanken Zeichengrund. Damit wollte Dürer demonstrieren, wie sich durch seine Künstlerhand das Tier wie lebend vor unseren Augen auf dem Papier materialisiert.

Mary among a Multitude of Animals, c. 1503 (c. 1503) von Albrecht DürerAlbertina Museum

Albrecht Dürers Maria mit den vielen Tieren zeigt Maria in ein Buch vertieft und das Jesuskind, das sich weit zur Seite lehnt, um der Mutter eine Blume zu brechen. Der Ruheplatz liegt entsprechend der Tradition des Hortus conclusus, eines mystischen spätmittelalterlichen Bildthemas, inmitten eines paradiesischen Gartens mit Blumen und einer Vielzahl von Tieren. Das Blatt entstand um 1506 während Dürers zweitem Aufenthalt in Venedig in und bereitet vielleicht ein Gemälde vor.

Kopf des Laute spielenden Engels (Detail aus dem "Rosenkranzfest") (1506) von Albrecht DürerAlbertina Museum

Dürer hat für seine 1506 in Venedig entstandenen Studien häufig blaues venezianisches Papier verwendet. Dessen Einfärbung ermöglichte es dem Künstler, ausgehend vom Papierton hellere und dunklere Partien mit dem Pinsel herauszuarbeiten.

Kopf des Jesusknaben (Detail aus "Christus unter den Schriftgelehrten") (1506) von Albrecht DürerAlbertina Museum

Die kunstvoll aufeinander abgestimmten Kopfstudien waren ursprünglich auf einem Papierbogen komponiert.

Praying Hands, 1508 (1508) von Albrecht DürerAlbertina Museum

Seit 1507 arbeitete Dürer an einem Altarbild für den Frankfurter Kaufmann Jakob Heller. Es zeigte die von betenden Aposteln bestaunte Aufnahme Mariens in den Himmel. Zum Heller-Altar haben sich einige Detailstudien erhalten. In Technik und Stil lehnen sie sich an die in Venedig entstandenen Studien auf blauem Papier an, sind aber viel feiner und detailreicher ausgeführt. Das Hauptwerk der Heller-Gruppe, Die betenden Hände, findet sich im Altarbild bei einem knienden Apostel rechts der leeren Grabtumba wieder.

Bildnis eines Afrikaners (1508) von Albrecht DürerAlbertina Museum

Dürer zeichnete Porträts in Kreide, Kohle, Tinte und mit Silberstift und war immer bemüht, alle Möglichkeiten der jeweiligen Technik auszuschöpfen.

Im Bildnis eines Afrikaners, das 1508 entstand, verwendete er eine scharf gespitzte Kreide, um die Einzelheiten von Gesicht, Haupt und Barthaar in klaren Linien zu erfassen. Für die Modellierung des Gesichts verwischte er die Kreide und verlieh der Haut dadurch einen samtenen Glanz.

Kaiser Maximilian I. (1459-1519) (1518) von Albrecht DürerAlbertina Museum

Maximilian I. war der prominenteste Auftraggeber Albrecht Dürers. Die einzige gesicherte Begegnung des Künstlers mit dem Herrscher fand am 28. Juni 1518 während des Reichstags in Augsburg statt. Bei dieser Gelegenheit entstand die spontane Porträtzeichnung, auf der Dürer inschriftlich festhielt, dass er den Kaiser in seinem „kleinen stüble“ porträtiert habe.

Dürer verzichtete in der Darstellung auf die Attribute kaiserlicher Macht und konzentrierte sich darauf, die Persönlichkeit des Monarchen einzufangen.

Der Hafen von Antwerpen beim Scheldetor (1520) von Albrecht DürerAlbertina Museum

Am 12. Juli 1520 machte sich Dürer auf in Richtung der Niederlande, um an der Krönung Karls V. teilzunehmen. Mehrer Monate lebte er in Antwerpen. Auf der Hafenansicht von Antwerpen lässt Dürer seinen Blick über die entlang der Mole gestaffelten Boote mit ihrem Gewirr aus Masten und Takelagen schweifen.

Mit sparsamsten Strichen erweckt Dürer den Eindruck von Tiefenräumlichkeit und Atmosphäre.

Head of an Old Man, 1521 (1521) von Albrecht DürerAlbertina Museum

Im Frühjahr 1521 malte Dürer ein Bildnis des heiligen Hieronymus. Die Porträtstudie eines alten Mannes legte er dem Kopf des Heiligen zugrunde. Dürer hat darauf selbst vermerkt, dass es sich bei dem Dargestellten um einen rüstigen 93-Jährigen aus Antwerpen handelt. Die Pinselzeichnung bot Dürer die Möglichkeit, malerische Werte, die Beschaffenheit unterschiedlicher Materialen und kompositorische Lösungen auszuloten.

Lesepult mit Büchern (Detail aus dem Gemälde "Der Heilige Hieronymus") (1521) von Albrecht DürerAlbertina Museum

Die Arbeit am Hieronymus wurde von weiteren Hell-Dunkel-Studien begleitet, in denen Dürer seine Bildidee mit höchster und das Gemälde schlussendlich fast übertreffender Präzision ausarbeitete. Im Tagebuch der niederländischen Reise bezeichnet er derartige Blätter übrigens als „mit halben Farben“ gemacht, was ihre Stellung an der Grenze zur Malerei veranschaulicht.

Mitwirkende: Geschichte

Konzept: Dr. Christof Metzger

Quelle: Alle Medien
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