Walter Gropius vor seinem Wohnhaus in Dessau (1926/1927) von UnbekanntStiftung Bauhaus Dessau
Stell dir vor, du hast lange in einer Villa im Grünen gelebt (siehe Foto), dann auf zwölf Zimmern im Berliner Altbau ...
Isokon, Wohnung 6 (1930)Originalquelle: Pritchard Papers / University of East Anglia
... und plötzlich musst du dich mit deiner Liebsten auf 45 Quadratmeter in London quetschen. Du wärst „not amused“. Oder etwa doch?
Isokon, Ise und Walter Gropius auf der Terasse, Juli 1935 (1935)Originalquelle: Pritchard Papers / University of East Anglia
Walter und Ise Gropius (hier rechts im Bild), denen genau das im Jahr 1934 passierte, reagierten tatsächlich sehr emotional auf ihr neues Heim: Sie waren komplett aus dem Häuschen!
Isokon, Raumansicht (1934)Originalquelle: Pritchard Papers / University of East Anglia
„Endlich leben wir so, wie wir es anderen immer geraten, wie wir für andere gebaut haben“, riefen der Bauhausgründer und seine Frau ...
... und staunten über das durchdachte, funktionale Design der „Isokon Flats“ mit ihren Einbauschränken und Schiebetüren.
Isokon Gebäude (1950)Originalquelle: Pritchard Papers / University of East Anglia
Auch von Außen schauten sich die beiden das Gebäude gern an, hatte sich Architekt Wells Coates doch sichtlich von den Dessauer Bauhausbauten inspirieren lassen (er war sogar hingereist!).
Keine Frage: Die beiden fühlten sich wie zu Hause. Erst recht, als ein paar alte Bekannte aus Bauhaus-Tagen ebenfalls in den Betonbau einzogen.
Marcel Breuer mit seinem "Harem" (v.l.n.r.: Marcel Breuer, Martha Erps, Katt Both, Ruth Hollos) (1926) von Erich Consemüller (Foto)Stiftung Bauhaus Dessau
Marcel Breuer, der mit Anfang 20 die Stahlrohrmöbel erfand ...
Bauhäusler am Strand der Elbe, darunter: Hinnerk Scheper, K. Wiegand, Ernst Neufert, Marcel Breuer, Herbert Bayer, Xanti Schawinsky, László Moholy-Nagy (1921-05-21) von Bayer, IreneStiftung Bauhaus Dessau
... sowie László Moholy-Nagy (der Mann mit der Brille), eine Art Multimediakünstler der ersten Stunde.
Otti Berger auf dem Balkon des Prellerhauses (o. J.) von Arndt, GertrudStiftung Bauhaus Dessau
Auch Bauhaus-Weberin Otti Berger wohnte in der Nähe und kam ab und an vorbei.
Bald war es in London so schön wie einst in Dessau.
Isokon Gebäude fast fertig (1935)Originalquelle: Pritchard Papers / University of East Anglia
Isokon-Gründer Jack und Molly Pritchard staunten sicher nicht schlecht, als sich die Bauhausbande bei ihnen einnistete, hatten sie für ihren Neubau doch eine ganz andere Klientel im Auge: junge Berufstätige nämlich, die nach dem Job weder einkaufen, kochen oder putzen wollten (das erledigten Servicekräfte).
Ihr Haus war die Fortsetzung vom „Hotel Mama“ mit anderen Mitteln.
Isokon, Ise und Walter Gropius auf der Terasse, Juli 1935 (1935)Originalquelle: Pritchard Papers / University of East Anglia
Mit dem Bauhaus im Haus ergaben sich nun ganz neue Perspektiven. Man plante weitere Gebäude wie dieses und wollte auch – ganz bauhauslike – die passenden Möbel dafür entwerfen.
Die Bauhäusler machten da gern mit: 1935 wurde Gropius Designchef der Isokon Furniture Company, Maholy-Nagy entwarf Logo und Broschüren der Firma ...
Breuer und Connie (1950)Originalquelle: Ezra Stoller
... und Breuer designte diverse Möbel, wie den legendären „Long Chair“.
Isokon Gebäude fast fertig (1935)Originalquelle: Pritchard Papers / University of East Anglia
Bald war Isokon eine Bauhaus-Miniversion. Die Essenz der Avantgarde-Schule bastelte auf kleinem Raum an großen Plänen.
Ach, was hätte hieraus nicht alles entstehen können!
Doch dann fehlte es an Geld und Genehmigungen – und die prominenten Bauhäusler zogen einer nach dem anderen weiter ...
Statue Of Liberty (1942-03) von Andreas FeiningerLIFE Photo Collection
... nach Amerika.
Die Geschichte von Isokon (2013)Stiftung Bauhaus Dessau
Was bleibt? Ein paar schöne Möbel und eine gute Geschichte ...
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Text / Konzept / Umsetzung: Cornelia Jeske
Redaktion: Astrid Alexander, Cornelia Jeske
© Stiftung Bauhaus Dessau
www.bauhaus-dessau.de
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