Um 1220/1330 entstanden ist der Bamberger Psalter ein faszinierendes Kunstwerk. Höchstwahrscheinlich für eine Einzelperson hergestellt, weißt er keine alltäglichen Gebrauchsspuren auf. Auf den 208 Pergamentseiten beinhaltet er typischerweise einen Kalender mit verschiedenen Gedenktagen, die Psalme Davids, Gebete und Cantica sowie eine Allerheiligenlitanei. Ausgeschmückt wurde er von mehreren talentierten Buchmalern, die die Initialen und Miniaturen kunstvoll verzierten.
Die Psalter dienten bis zur Entstehung und großen Verbreitung der Stundenbücher als liturgische Alltagsgegenstände. Schon im 6. Jahrhundert riet der hl. Benedikt dazu, alle 150 Psalmen innerhalb einer Woche zu beten. Durch französische und englische Einflüsse enstand seit dem 11. Jahrhundert die Zehnteilung der Psalmen, die auch im Bereich des regnum teutonicum lange Zeit Anwendung fand.
Durch die teilweise prohetischen und heilsgeschichtlichen Inhalte der Psalme wurden sie innerhalb des gesamten Mittelalters häufig rezipiert und bebildert. Oft wurden die Psalme in 3-4 Spalten pro Pergamentseite dargestellt, wo verschiedene Übersetzungen des Hieronymus verglichen werden konnten.
Der Bamberger Psalter zeigt schon von außen eingie Besonderheiten auf. So befindet sich unter den schützenden Hornplatten, welche mit silbernen Beschlägen auf dem hölzernen Deckel befestigt wurden, aufwändig bemaltes Pergament. Diese ungewöhnliche Form des Einbands ist aufgrund der verschiedenen Materialien nur äußerst selten erhalten.
In der Frontansicht erkennt man, dass in der ovalen Mandorla eine Miniatur von Jesus Christus angebracht wurde. In den Ecken befinden sich oben mehrflüglige Seraphime. Links unten sieht man den Erzengel Michael im Kampf mit dem Drachen. Ihm gegenüber befindet sich der Erzengel Gabriel mit Lilienzepter und Gefäß. In den Kreuzförmig angebrachten Medallions befinden sich die vier Evangelistensymbole.