Grosse Tonhalle

Die Entschleierung der Deckengemälde

Von "Tonhalle Zürich"

Tonhalle Zürich

Grosse Tonhalle vor 1900 (1895/1937) von Baugeschichtliches Archiv der Stadt ZürichTonhalle Zürich

Die Wiener Architekten Fellner & Helmer bauen die Tonhalle 1895 direkt am See. Die Grosse Tonhalle zeigt sich mit einer für die renommierten Theaterbau-Architekten typischen opulenten und farbenprächtigen Ausstattung.

Die Grosse Tonhalle von 1939-2016 (2016/2016) von Urs Siegenthaler, kantonale Denkmalpflege ZürichTonhalle Zürich

1939 erfährt die Grosse Tonhalle im Zuge der Erweiterung des Kongresshauses eine Umgestaltung. Die Architekten dieses Umbaus, Haefeli Moser Steiger, suchen eine Anbindung des alten Saals an das Erscheinungsbild des neuen Kongresshauses. Die Dekorationsmalereien und die Architekturelemente erhalten einen grauen Farbschleier, wodurch sie in ihrem Glanz und ihrer Wirkung gedämpft werden.

Der Saal präsentiert sich bis 2017 in diesem «patinierten» Zustand.

Restauratorinnen bei der Arbeit (2018/2018) von Urs Siegenthaler, kantonale Denkmalpflege ZürichTonhalle Zürich

Von 2017−2021 restauriert ein Team von zeitweise bis 25 Restauratorinnen und Restauratoren die Grosse Tonhalle in mühevoller Kleinarbeit.

Ziel der Restaurierungsarbeit ist nicht die komplette Rekonstruktion der Erscheinung des Saals, sondern die Annäherung an die polychrome Farbgebung von 1895.

Restauratorinnen bei der Arbeit (2018/2018) von Urs Siegenthaler, kantonale Denkmalpflege ZürichTonhalle Zürich

Die verschmutzten Deckengemälde werden gereinigt und die 1939 aufgetragene, abmattende Leimfarbe auf den vergoldeten Zierrahmen entfernt.

Restaurator an der Arbeit (2018/2018) von Urs Siegenthaler, kantonale Denkmalpflege ZürichTonhalle Zürich

Wiederherstellung der Tiefenwirkung der Goldornamente: Die patinierten Stuckarbeiten werden mit Wasser bzw. Essigwasser und Schwämmen abgewaschen, Fehlstellen sowie Risse aufmodelliert und gesichert, anschliessend mit Gold retuschiert. 

Vorher/Nachher Vergleich der Deckengemälde (2016/2021) von Urs Siegenthaler, kantonale Denkmalpflege ZürichTonhalle Zürich

Die linke Bildhälfte zeigt den Vorzustand der Restaurierung, beziehungsweise die Oberflächengestaltung von 1939 mit den Alterungsspuren von 80 Jahren.



Die rechte Seite zeigt den Zustand nach den Restaurierungsarbeiten 2017−2021. Sie macht die Gestaltungsabsicht von 1895 wieder stärker sicht- und erlebbar.

Restaurierung Grosse TonhalleTonhalle Zürich

Bildprogramm Grosse Tonhalle (2021/2021) von Urs Siegenthaler, kantonale Denkmalpflege ZürichTonhalle Zürich

Das Bildprogramm

1895 realisieren die Wiener Künstler Peregrin von Gastgeb und Karl Johann Peyfuss das insgesamt fünf Ölgemälde umfassende Bildprogramm der Decke nach zeitgenössischem Vorbild und Geschmack – und zwar nicht etwa vor Ort an der Saaldecke, sondern auf Leinwand in der Werkstatt in Wien. Nach Vollendung werden die Werke aufgerollt nach Zürich versandt und dort an der Decke der Grossen Tonhalle angebracht.

Bildprogramm Grosse Tonhalle (2019/2019) von Urs Siegenthaler, kantonale Denkmalpflege ZürichTonhalle Zürich

Die Deckengemälde widerspiegeln Imagination und reale Welt. Sie stellen die Thematik der Musik in unterschiedlicher Szenerie und Kontext dar. Das Mittelbild, der sogenannte «Komponistenhimmel», wird von der Darstellung einer himmlischen Engelsmusik (rechts) und einer Schweizer Trachtenszene mit lokaltypischen Instrumenten (links) flankiert.

Bildprogramm Grosse Tonhalle, der Komponistenhimmel (2021/2021) von Urs Siegenthaler, kantonale Denkmalpflege ZürichTonhalle Zürich

Der «Komponistenhimmel» ist das Werk von Peregrin von Gastgeb (Wien): Vom Balkon der illusionistisch gemalten Architektur blicken namhafte Komponisten in den Konzertsaal hinunter, während die personifizierte Musik – dargestellt als Wirbelwind von Musikanten und kleinen Engeln – in den Himmel aufsteigt, wo Apollo, der Gott der Musik, in den Wolken thront.

Zu den bereits verstorbenen Komponisten Beethoven (zweiter von links), Wagner, Gluck, Haydn, Bach, Mozart und Händel gesellt sich ganz links Brahms, der als einziger der Dargestellten bei der Vollendung der Tonhalle 1895 noch lebte.

Ausschnitt aus dem Bildprogramm, Grosse Tonhalle (2019/2019) von Urs Siegenthaler, kantonale Denkmalpflege ZürichTonhalle Zürich

Ausschnitt aus dem «Komponistenhimmel», linke Dreiergruppe: Von links nach rechts: Johannes Brahms, Ludwig van Beethoven und Richard Wagner.

Möglicherweise fällt der Entscheid, Johannes Brahms ebenfalls im Bild zu verewigen, erst als klar wird, dass er das Eröffnungskonzert der Tonhalle 1895 dirigiert. Er soll der Überlieferung nach irritiert darüber gewesen sein, dass man ihn bereits im Himmel darstellt.

Ausschnitt aus dem Bildprogramm, Grosse Tonhalle (2019/2019) von Urs Siegenthaler, kantonale Denkmalpflege ZürichTonhalle Zürich

Ausschnitt aus dem «Komponistenhimmel»: Apollo als Gott der Musik und Führer der Musen, in den Wolken thronend und von Putten umgeben.

Ausschnitt aus dem Bildprogramm, Grosse Tonhalle (2019/2019) von Urs Siegenthaler, kantonale Denkmalpflege ZürichTonhalle Zürich

Ausschnitt aus dem «Komponistenhimmel»: Die personifizierte Musik steigt in den Himmel auf.

Ausschnitt aus dem Bildprogramm, Grosse Tonhalle (2019/2019) von Urs Siegenthaler, kantonale Denkmalpflege ZürichTonhalle Zürich

Westliches Seitenbild von Karl Johann Peyfuss (Wien): Das Himmelskonzert mit der heiligen Cäcilia repräsentiert die Kirchenmusik.

Ausschnitt aus dem Bildprogramm, Grosse Tonhalle (2019/2019) von Urs Siegenthaler, kantonale Denkmalpflege ZürichTonhalle Zürich

Ausschnitt aus dem westlichen Seitenbild: Die heilige Cäcilia an der Orgel, begleitet von einem Putto.

Ausschnitt aus dem Bildprogramm, Grosse Tonhalle (2019/2019) von Urs Siegenthaler, kantonale Denkmalpflege ZürichTonhalle Zürich

Ausschnitt aus dem westlichen Seitenbild: Engelschor.

Ausschnitt aus dem Bildprogramm, Grosse Tonhalle (2019/2019) von Urs Siegenthaler, kantonale Denkmalpflege ZürichTonhalle Zürich

Östliches Seitenbild von Karl Johann Peyfuss (Wien): Allegorie der Volksmusik als Genrebild; Schweizer Trachtengruppe vor einem Alpenpanorama.

Ausschnitt aus dem Bildprogramm, Grosse Tonhalle (2019/2019) von Urs Siegenthaler, kantonale Denkmalpflege ZürichTonhalle Zürich

Ausschnitt aus dem östlichen Seitenbild.

Ausschnitt aus dem Bildprogramm, Grosse Tonhalle (2019/2019) von Urs Siegenthaler, kantonale Denkmalpflege ZürichTonhalle Zürich

Ausschnitt aus dem östlichen Seitenbild.

Ausschnitt aus dem Bildprogramm, Grosse Tonhalle (2019/2019) von Urs Siegenthaler, kantonale Denkmalpflege ZürichTonhalle Zürich

Westliches Kassettenfeld, unmittelbar vor der Saal-Orgel, Werk von Peregrin von Gastgeb (Wien). Höfische Kammermusikszene; Darbietung einer Triosonate.

Ausschnitt aus dem Bildprogramm, Grosse Tonhalle (2019/2019) von Urs Siegenthaler, kantonale Denkmalpflege ZürichTonhalle Zürich

Ausschnitt aus dem westliches Kassettenfeld: Musizierende Gruppe.

Ausschnitt aus dem Bildprogramm, Grosse Tonhalle (2019/2019) von Urs Siegenthaler, kantonale Denkmalpflege ZürichTonhalle Zürich

Östliches Kassettenfeld, an der Fussseite des Saals, von Peregrin von Gastgeb (Wien). Die bürgerliche Tanzszene deutet auf die Unterhaltungsfunktion der Musik hin.

Ausschnitt aus dem Bildprogramm, Grosse Tonhalle (2019/2019) von Urs Siegenthaler, kantonale Denkmalpflege ZürichTonhalle Zürich

Ausschnitt aus dem östlichen Seitenbild: Ein junger Mann fordert zum Tanz auf.

Mitwirkende: Geschichte

Diese Ausstellung wurde anlässlich der Eröffnungstage Kongresshaus und Tonhalle Zürich vom 4./5. September 2021 und den Europäischen Tagen des Denkmals erstellt.

Eine Kooperation der Denkmalpflege Kanton Zürich mit dem Amt für Hochbauten, Stadt Zürich.

Kuratiert von
Nina Berner, Hochbaudepartement Stadt Zürich
Stefan Businger, Amt für Hochbauten Stadt Zürich
Julia Gerster, Denkmalpflege Kanton Zürich
Cristina Mecchi, Denkmalpflege Kanton Zürich
Roger Strub, Denkmalpflege Kanton Zürich

Redaktor bei Archäologie und Denkmalpflege Kanton Zürich

Quelle: Alle Medien
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