Die Serie "13 Versuche ein Hahn zu werden" entstand in den Jahren 1977/78.
Die Serie kann als surrealer Lebenslauf betrachtet werden.
Im hier gezeigten achten Bild steht eine kubistische Figur, die sich nur vage als Hahn zu erkennen gibt, vor einer grauen Wand. Das wenige Rot und die gelbe Halbschale bringen aber etwas Farbigkeit in diese Tristesse.
In den Erinnerungen Wolfgang Lettls an die Zeit des Krieges findet sich folgender Text:
Damals, als die ersten bedeutenden Werke des Surrealismus entstanden, war Deutschland von modernen Strömungen in der Kunst bald völlig isoliert; meine Geburtsstadt Augsburg war, soviel ich mitbekam, nur ganz schüchtern vom Impressionismus beleckt. Wohlwollend betrachtet kann ich die künstlerischen Einflüsse meiner frühen Jugendzeit als "romantisch-biedermeierlich" bezeichnen.
Meine Hinwendung zum Surrealismus kam auf verschiedenen Wegen. Der Krieg vschlug mich einige Jahre nach Paris und dort schnupperte ich Großstadtluft, lernte die Franzosen schätzen und sah auch ab und zu surrealistische Bilder, die ich zunächst ablehnte, mit der Gewöhnung aber immer mehr bewunderte.
In der zweiten Kriegshälfte war ich Flieger und ein gütiges Geschick verhinderte, dass ich jemals einen Feind zu sehen bekam oder schießen musste. Wir hatten Langeweile, zumal in den dunklen norwegischen Wintern, und verlegten uns aufs Blödeln. Wir blödelten mit Wortverdrehungen, da kam manches nicht salonfähiges heraus. Aber auch Überraschendes:
Wo in Schillers Glocke "rohe Kräfte sinnlos walten" wurde "wo rohe Wälder kraftlos sinnen", was zwar für den Verstand völlig sinnlos erscheint, aber ein wunderbares Bild ergibt, wogegen Schillers Halbsatz müde und farblos wirkt.
Dies nur als kleines Beispiel dafür, wie surreales Denken und Empfinden in mir und nicht nur in mir veranlagt waren und im Erleben der Sinnlosigkeit des Krieges ihre Berechtigung erfuhren.