1828 und erneut 1830 reiste Steinle nach Rom und fand dort in Friedrich Overbeck, dem Haupt der Nazarener, einen engen Vertrauten. Wenige Jahre später gelang Steinle mit der Ausmalung der Schloßkapelle auf Burg Rheineck (seit 1838) im Auftrag des Bonner Professors Bethmann-Hollweg ein erster Erfolg als Kirchenmaler. Aufträge für Altarbilder sowie für Ausschmückungen unter anderem der Ägidienkirche in Münster, der Chornischen der Marienkirche zu Aachen, des Chorgewölbes des Kölner Doms sowie des Münsters zu Straßburg folgten. 1870 entstand dann für die 1858 zum Katholizismus konvertierte Familie von Berlichingen ein Votivbild mit der Darstellung Jesu im Tempel, das, der Marianischen Jünglingskongretation zu Stuttgart vermacht, später als Altarbild in der Hauskapelle des Stuttgarter Gesellenhospizes Verwendung fand (vgl. Verzeichnis der Gemälde und Bildwerke in der National-Galerie, Berlin 1934, S. 119; heutiger Verbleib unbekannt; Abb. in: A. von Steinle, Edward von Steinle, Kempten 1910, Abb. 75). Auftraggeberin war Adelheid Freifrau von Berlichingen (Lebensdaten unbekannt), die im Stuttgarter Votivbild kniend unter der Tempelszene sowie mit der Tochter Mathilde im Habit des Frauenordens Sacré Cœur und den beiden Söhnen zu sehen ist. Das Porträt der Freifrau bereitete Steinle auf einer Durchreise in Frankfurt am Main in einer nahezu präzisen Studie vor. Nur die Hände und Teile des Hintergrund sind nicht ausgeführt. Die Studie gelangte 1923 aus dem Nachlaß der Tochter Sophie Steinle über die Münchner Ludwigs-Galerie in die Sammlung der Nationalgalerie. Zu späterer Zeit wurden auf einem Stück versteifter, paßgenau zugeschnittener Leinwand die nicht ausgeführten Hintergrundpartien malerisch geschlossen und diese Ergänzung reversibel über das obere Bildviertel montiert. Daß dies noch durch Steinle selbst geschah, ist eher zu bezweifeln. – Eine Vorstudie zu Mathilde von Berlichingen war 1928 auf der Steinle-Nachlaßausstellung in Kassel zu sehen (Verbleib unbekannt). | Regina Freyberger