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Ein schmucker Soldat

UnbekanntUm 110–140 n. Chr.

Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin

Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin
Berlin, Deutschland

Ein junger Mann blickt dem Betrachter frontal entgegen. Das dreieckige Gesicht wird von kurzen dunkelbraunen Haaren und einem kurzen Bart gerahmt, der von den Ohren bis zum Kinn reicht. Von einem Bartflaum über der Oberlippe abgesehen bleiben Wangen und die Umgebung des Mundes davon unbedeckt. Große, weit geöffnete Augen und ein schwellender Mund vervollständigen den Eindruck eines angenehmen und offenen Wesens. Der junge Mann ist mit einer weißen Tunika und einem dunkelblauen Mantel bekleidet, der über seiner linken Schulter liegt und mit einer Goldfibel befestigt ist. Ein mit goldenen Nieten beschlagenes Schwertband verläuft diagonal über rechte Schulter und Oberkörper. Der helle runde Gegenstand am unteren Bildrand vor der linken Brust wird meist als Schwertknauf, Gewandbausch oder militärische Auszeichnung verstanden, da er auf mehreren Soldatenbildnissen vorkommt.
Der goldene Haarkranz im aus der Stirn nach oben gebürsteten Haar wird dagegen als Totenkranz interpretiert, denn die hölzerne Tafel war in die Binden einer Mumie über dem Gesicht des Verstorbenen eingewickelt. Helle Lichtreflexe auf der Stirn, dem Nasenrücken und der rechten Wangenpartie geben dem Bild einen lebendigen Ausdruck, als handele es sich um das reale Abbild des Toten.
Der Vergleich mit etwa gleichzeitigen Mumienporträts macht jedoch deutlich, dass sich viele der charakteristisch erscheinenden Züge am sogenannten Zeitgesicht orientieren, also an einer meist vom Kaiserhaus ausgehenden Mode, der auch rundplastische Bildnisse folgen. Diese Einsicht erlaubte es Barbara Borg, durch Vergleich mit den Kaiserporträts und vor allem anhand der Frisuren- und Bartmode, die Chronologie der Mumienbildnisse auf eine völlig neue Basis zu stellen. Sie konnte zeigen, dass diese Bilder vom mittleren 1. bis ins mittlere 3. Jahrhundert n. Chr. von einer römischen Oberschicht im Fayum in Auftrag gegeben wurden.
Unser Soldat hier trägt einen gepflegten Bart, wie er von Kaiser Hadrian (reg. 117–138 n. Chr.) als Soldatenbart ins Kaiserbildnis eingeführt wurde. Die großen Augen mit den breiten Orbitalen und den gleichmäßig gewölbten Augenbrauen erinnern an Jugendbildnisse des Marc Aurel.
Der Wiener Kaufmann Theodor Graf erwarb in den 1880er Jahren im Fayum von Einheimischen eine große Sammlung von Mumienporträts, die er auf zahlreichen Ausstellungen in Europa und Amerika präsentierte und wieder verkaufte. Die Berliner Museen erstanden 1927 aus seinem Nachlass 37 der besten Stücke und besitzen seither die größte Collection dieser Gattung außerhalb Ägyptens. Leider wurden die Bildnisse bei der Auffindung hastig von den unter dem Sand verscharrten Mumien abgerissen, so dass wichtige archäologische Informationen über die Verstorbenen, ihr Alter und die Art ihrer Deponierung für immer verloren gingen.

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  • Titel: Ein schmucker Soldat
  • Ersteller: Unbekannt
  • Datierung: Um 110–140 n. Chr.
  • Ort: Angeblich aus er-Rubayat, Oase Fayum, Ägypten
  • Abmessungen: w19 x h41,5 cm
  • Typ: Mumienbildnis
  • Material: Enkaustische Wachsmalerei und Blattgold auf Holz
  • Stil: Römisch
  • Sammlung: Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
  • Objekterwerb: 1927 aus der Sammlung Theodor Graf erworben
  • Inv.-Nr.: 31161, 2
  • ISIL-Nr.: DE-MUS-814319
  • Externer Link: Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin
  • Copyrights: Text: © Verlag Philipp von Zabern / Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin / Schw. || Photo: © b p k - || Photo Agency / Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin / Ingrid Geske-Heiden
Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin

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