Dieses Fragment einer qualitätvollen späthellenistischen Bronzestatuette mit Kopf, Ägis und linkem Arm war zur Anstückung an eine Statuette des Makedonenkönigs bestimmt. Trotz des kleinen Formates sind die jugendlichen Gesichtszüge des Herrschers und vor allem das über der Stirnmitte zur Anastole aufspringende Haar für eine Benennung ausreichend. Motivisch eng verwandte Darstellungen ebenfalls kleinen Formates erlauben eine annähernde Wiedergewinnung der ursprünglichen Erscheinung der Statuette. Der König war barfüßig stehend und mit der erhobenen rechten Hand eine Lanze haltend wiedergegeben. Er trägt den charakteristischen Oberkörperschutz des Göttervaters Zeus und dessen Tochter Athena, die Ägis – ein von Schlangen gesäumtes und mit dem übelabwehrenden Bild des Hauptes der Gorgo Medusa ausgestattetes Ziegenfell. Das Gorgoneion ist beim Berliner Alexander auf der linken Schulter dargestellt. Die in Gestalt eines makedonischen Kurzmantels (chlamys) geschnittene Ägis verdeutlicht die von Alexander bereits zu Lebzeiten propagierte eigene Göttlichkeit, insbesondere seine Nähe zu Zeus. Der höchste griechische Gott hatte als Zeus Ammon 331 v. Chr. in der ägyptischen Oase Siwa dem jungen Makedonenkönig offenbart, dass er ein Sohn des Zeus sei. Diese Gottessohnschaft sollte für das Selbstverständnis und die Selbstrepräsentation des Königs prägend werden. In seiner ausgestreckten linken Hand hielt der Berliner Alexan- der wohl eine gesockelte Statuette mit viereckiger Basis – vielleicht ein altertümliches Kultbild (Palladion) oder eine Darstellung der Siegesgöttin Nike. Die Berliner Statuette und ihr unmittelbar verwandte Kleinbildwerke werden auf ein statuarisches Vorbild des späten 4. Jahrhunderts v. Chr. zurückgehen, das die Deifikation des 323 v. Chr. in Babylon verstorbenen Königs verbildlichte.