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Ein korinthisches Qualitätserzeugnis

Unbekannt640–625 v. chr.

Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin

Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin
Berlin, Deutschland

Diese Kannenform mit eiförmigem Körper und runder, trichterförmiger Mündung wird in der Archäologensprache Olpe genannt. Die in Korinth sehr beliebte Vasenform ist von Metallvorbildern abhängig, wie an dem Wulst an der Verbindung zwischen Gefäßschulter und Ansatz der Mündung und vor allem an den Rotellen seitlich der Henkel zu erkennen ist. Die Verzierung des Gefäßes besteht aus mehreren Friesbändern: einem Strahlenkranz unmittelbar über der Fußzone, zwei Tierfriesen an der weitesten Ausladung des Bauches sowie einem Schuppenfries und einem Zungenband an der Schulter. Henkel und Mündung sind nur mit schwarzem Glanzton überzogen.
Beide Tierfriese zeigen einander gegenüberstehende Wildtiere auf hellbeigem Grund, Eber, Löwen, Panther, Ziegen, einen Stier sowie Wasservögel. Lediglich auf dem oberen Fries in der Mitte, dem Henkel gegenüber, sitzen zwei antithetische Löwensphingen mit Frauenkopf einander gegenüber, von einem Schwan oder einer Ente getrennt.
Besonders die Sphingen – ursprünglich aus dem Orient und aus Ägypten stammende Fabeltiere mit Raubkatzenkörper, Flügeln und menschlichem Kopf – gehören zu den neuen Motiven in der ›orientalisierenden Phase‹ der griechischen Kunst seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. Einerseits durch Handel mit den Phönikern an der Levanteküste, an- dererseits durch die griechische Kolonisationsbewegung seit dem späten 8. Jahrhundert v. Chr. kamen die Griechen zunehmend in Kontakt mit fremden Völkern und übernahmen von dort zahlreiche Bildelemente, vegetabile Motive, aber auch Fabelwesen und das orientalische Löwenbild. Mischwesen, aber auch mächtige Wildtiere wie Löwe, Panther, Stier und Eber galten als bedrohlich. Insofern wird ihr Auftauchen auch als Zeichen dafür verstanden, dass die Reisen in weit entfernte Gegenden und die Gründung der Kolonien außerhalb des Mutterlandes den vertrauten Bereich der Polis verließen und mit Gefahren verbunden waren.
Die Kanne wurde in Korinth am Übergang von der protokorinthischen zur frühkorinthischen Phase der dortigen Vasenmalerei hergestellt. Korinth hatte zu Beginn des 7. Jahrhunderts Athen den Rang als führendes griechisches Keramikproduktionszentrum abgelaufen, weil es gelungen war, aus dem einheimischen gelblich-beigefarbenen Ton unter anderem durch ein besser kontrolliertes Brennverfahren hervorragende Gefäße mit schwarz glänzender Bemalung herzustellen. Dabei wurde die schwarzfigurige Technik erfunden, bei der die Dekoration schwarz auf den hellen Tongrund gemalt und Konturen wie Binnenzeichnung eingeritzt wurden. Durch Einsatz zusätzlicher Farben – vor allem rot, weiß und gelb – konnten überdies Glanzlichter und Kontraste erzielt werden, die zur Beliebtheit der korinthischen Keramik erheblich beitrugen. Korinth – durch seine geographische Lage begünstigt – wurde im 7.Jahrhundert v.Chr.zum zentralen Handels- und Umschlagplatz in Griechenland. So exportierte es seine neuartige Keramik in den gesamten Mittelmeerraum vom Schwarzen Meer über die Kleinasiatische Küste bis nach Unteritalien und Etrurien. Die hohe Nachfrage nach den korinthischen Keramikerzeugnissen führte ab dem späten 7. Jahrhundert zu einer Massenproduktion mit zunehmendem Qualitätsverfall, der sich besonders an den Rosetten als Füllmotiven nachvollziehen lässt. Finden sich auf protokorinthischen Gefäßen wie hier noch Rosetten aus einzelnen Punkten, wurden sie später zu unförmigen Kleksen mit sternförmigen Ritzungen. Die hohe Nachfrage führte aber auch dazu, dass an vielen Orten korinthische Produkte in lokalen Werkstätten imitiert wurden, beispielsweise in Etrurien.

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  • Titel: Ein korinthisches Qualitätserzeugnis
  • Ersteller: Unbekannt
  • Datierung: 640–625 v. chr.
  • Ort: Aus Kameiros auf Rhodos
  • Abmessungen: h11 cm
  • Typ: Statuette
  • Material: Ton
  • Sammlung: Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
  • Objekterwerb: 1881 aus der Sammlung Biliotti erworben
  • Inv.-Nr.: F 1136
  • ISIL-Nr.: DE-MUS-814319
  • Externer Link: Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin
  • Copyrights: Text: © Verlag Philipp von Zabern / Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin / Schw. || Photo: © b p k - || Photo Agency / Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin / Johannes Laurentius
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