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Eine Dame aus Magnesia

Unbekannt-100/-75

Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin

Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin
Berlin, Deutschland

Die Statue ist aus dem Unterteil einer ionischen oder korinthischen Säule gefertigt, deren Kanneluren rechts auf der Rückseite des Postaments noch zu erkennen sind. Der rechte Arm und die linke Hand waren gesondert gearbeitet und angestückt und sind verloren, ansonsten ist sie vorzüglich erhalten. Die Frau ist im Motiv der ›Pudicitia‹, der in den Mantel eingewickelten Bürgerin dargestellt, das im Hellenismus und der Kaiserzeit beliebt für weibliche Porträtstatuen war. Sie ist ein typisches Beispiel für die einansichtigen, ›zentrifugal‹ angelegten Stauen des fortgeschrittenen Hellenismus. Das linke Spielbein ist nach vorne und zur Seite gesetzt, dieser Vorwärtsbewegung folgen der linke Arm und die Blickrichtung, während die Falten des Mantels auf beiden Körperseiten schräg nach hinten um die Figur führen. So entwickelt sie eine sperrig vorstoßende Räumlichkeit, die sich allein aus der Vorderansicht erschließt, die Nebenseiten sind ausschließlich auf diese Perspektive hin angelegt. Ähnliche Merkmale finden wir auch bei der 145/144 v. Chr. datierten Statuette der Megiste in Athen, der gegenüber die Gewandgestaltung unserer Statue jedoch homogener und stärker verdichtet ist; darin gleicht sie der Isis von Delos, die fest auf das Jahr 128/7 v. Chr. datiert ist. Der aus teurem, wahrscheinlich von Naxos oder Paros importiertem Marmor gefertigte Kopf zeigt ein sinnlich-fülliges Inkarnat, während Augenpartie und Haare ausgesprochen linear aufgefasst sind; diese Mischung hochhellenistischer und klassizistischer Züge findet sich ähnlich bei den Köpfen des Amazonenkampffrieses vom Artemistempel in Magnesia (Kat. Nr. 177 Abb. 18), der im dritten Viertel des 2. Jahrhunderts v. Chr. entstand. Die Statue selber ist keine originelle Erfindung, sondern die Replik eines verbreiteten Typus, der sich allein in Magnesia noch zweimal findet. Eine davon ist die Statue der Saufeia, die mit zwei weiteren Statuen der weiblichen Verwandten des römischen Statthalters Lucius Valerius Flaccus 62 v. Chr. zu seinen Ehren vom Demos von Magnesia auf der Agora aufgestellt wurde. Sie waren jedoch nicht extra zu diesem Zweck neu angefertigt worden, sondern man versah ältere Statuen und Basen einfach mit neuen Weihinschriften – eine angesichts der römischen Steuerpolitik in den griechischen Provinzen verständliche Sparsamkeit. Da die Inschrift unserer Figur nicht erhalten ist, ist nicht zu entscheiden, ob sie auch für die Familienangehörige eines römischen Magistrats angefertigt wurde oder als traditionelle Ehrenstatue für eine Priesterin. Offen bleiben muss ebenfalls, ob sie in ähnlicher Weise wie ihre Replik wiederverwendet wurde.

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  • Titel: Eine Dame aus Magnesia
  • Ersteller: Unbekannt
  • Datierung: -100/-75
  • Ort: Meander
  • Abmessungen: h200 cm
  • Typ: Statue
  • Material: Marmor
  • Sammlung: Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
  • Inv.-Nr.: Sk 1904
  • ISIL-Nr.: DE-MUS-814319
  • Externer Link: Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin
  • Copyrights: Text: © Scala Publishers / Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin / Andreas Scholl || Photo: © b p k - || Photo Agency / Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin / Johannes Laurentius
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