Wie können wir gleiche Auswahlmöglichkeiten für alle sichern?
In der Modewelt geht es vor allem um Perfektion, Schönheit und Makellosigkeit. Menschen mit Behinderung werden in diesem Feld ausgespart, obwohl auch hier Nachfrage nach schönen und gut verarbeiteten Kleidungsstücken mit optimaler Passform besteht. Schließlich haben Stilgefühl und Modegeschmack ja nichts mit dem eigenen Körperbau zu tun.
In Deutschland leben circa 50.000 Menschen mit Trisomie 21. Und sie sind alle auf der Suche nach einem passenden Hemd. Menschen mit Trisomie 21 haben einen anderen Körperbau, deswegen passen ihnen Hemden von der Stange nicht: Die Krägen sind zu eng, die Ärmel zu kurz, das Hemd zu lang.
Lisa, 30 Jahre alt und freie Modedesignerin in München, hat zusammen mit ihrem Kollegen Christian, 25, das Projekt „hemdless“ gegründet, mit der Intention, endlich gleiche Auswahlmöglichkeiten für alle zu schaffen.
So ist „Hemdless“ entstanden, eine kleine Kollektion von Hemden für Menschen mit Trisomie 21. Der Name der Kollektion spielt auf das fehlende Angebot im Bekleidungshandel an. Mit „Hemdless“ wollten Lisa und Christian Menschen mit Behinderung die Möglichkeit geben, ihren individuellen Stil zu leben und Kleidung zu tragen, in der sie sich wohlfühlen. Um eine Brücke zu schlagen, haben sie außerdem ein Hemd entwickelt, das von Menschen mit und ohne Trisomie 21 getragen werden kann. Die Botschaft lautet: Wir sind alle gleich.
Die Generation25 verwehrt sich der gesellschaftlichen Kategorisierung von Menschen. Für sie gibt es nicht die einen oder die anderen. Jeder Mensch soll die gleiche Auswahl haben. In der #Deutschland25-Diskussion war auch zu diesem Thema schnell ein Konsens gefunden. Gleiche Möglichkeiten für alle beginnen mit „Toleranz und Akzeptanz“ (Rita, 32). Und sollten ein „Grundrecht in unserer Gesellschaft sein. Niemand darf benachteiligt werden!“ (Karolijn, 25)
Gleiche Auswahl bedeutet aber auch, dass jeder die Chance hat, sich frei zu entfalten. Einen ganz wichtigen Kommentar dazu hat Peter, 25, verfasst: „Gleiche Auswahl ist die Grundvoraussetzung für den Ausdruck von Persönlichkeit. So kann sich jeder so zeigen, wie er sein mag.“
„Gleich“ heißt für die Generation25 nämlich nicht Anpassung oder Konformismus, sondern dass jeder in unserer Gesellschaft verschiedene Wege etablieren kann. Wege, die zu verschiedenen Menschen und Persönlichkeiten führen.
„Es sollte weniger um gleiche Auswahl gehen, als um maßgeschneiderte: die Personalisierung von Produkten.“ (Jennifer, 25)
Die Antwort von Stefanie, 32, auf die Frage, wie wir in Zukunft gleiche Auswahlmöglichkeiten für alle sichern können, fasst die Diskussion nicht nur stellvertretend zusammen. Sie formuliert auch eine ganz konkrete Handlungsanleitung, die nicht nur von der Generation25, sondern von allen angestrebt werden sollte:
„Die Perspektive ändern! Wie lebt und erlebt mein Gegenüber seinen Alltag? Wenn ich dies erkenne, kann ich handeln.“
Lisa und Christian von „Hemdless“ wünschen sich, dass sie in Zukunft noch viel mehr Menschen erreichen können. Das Internet, vor allem Blogs haben in einem ersten Schritt dazu beigetragen, dass sich ihr Projekt verbreiten konnte und Aufmerksamkeit generiert wurde. Bewusstsein und Sichtbarkeit sind erste Schritte für Veränderungen. Es bleibt zu hoffen, dass Lisa und Christian einen Kooperationspartner finden, ideal wäre ein größeres Mode-Label, um gemeinsam eine kleine Kollektion herauszubringen: von der Nische an die Masse. Jeder sollte die Möglichkeit haben, sich frei zu entfalten und sich so auszudrücken, wie er möchte. Vielleicht müssen wir einfach achtsamer mit unseren Mitmenschen umgehen, um ihre Probleme und Bedürfnisse kennenzulernen. Uns mit Herz, Augen und Verstand für Ungleichheiten sensibilisieren. Die Generation25 macht es uns schon vor.
#DEUTSCHLAND25