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Polyklet in römischer Interpretation

Marmorkopie nach einem griechischen Original um 460 v. chr.Um 460 v. chr.

Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin

Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin
Berlin, Deutschland

Die Statue eines Diskusträgers des Bildhauers Polyklet bestand im Original aus Bronze. Der Berliner Kopf, der am Hals von einer Statue abgebrochen ist, zählt zu einer Gruppe von Kopien römischer Zeit, die, wie man deutlich erkennt, den Bronzestil des Originals nachahmte. So sind die scharfkantigen Inskriptionen der Gesichtspartie zu verstehen: Der Lippenrand imitiert den in der Bronzeplastik an dieser Stelle üblichen Übergang zu den Kupfereinlagen auf den Lippen, und die Ritzungen der Iris weisen auf die Einlegearbeiten der Augäpfel hin. Auch Augenlider und Brauenbögen, die gewöhnlich durch Kupfereinlagen farblich hervorgehoben wurden, sind entsprechend scharfgratig wiedergegeben. Dazu kommt die Metalltechnik imitierende Haarbehandlung in ihrer feinen, ziselierenden Art. Dennoch hat der römische Künstler, der in hadrianischer Zeit das polykletische Original kopierte, eine Umdeutung vorgenommen: Die Kopfflügel sind seine Zutat, als er die Statue zu Hermes oder Hypnos umfunktionierte.
Die Benennung der ursprünglichen Figur als Diskusträger gründet sich auf eine zuverlässige Kopie im Museo Torlonia in Rom, die einen stehenden Athleten mit einem Diskus in der linken Hand zeigt. Im Gegensatz zu dem bereits in der Antike gerühmten Diskuswerfer des Myron, der im Moment des Emporschnellens zum Wurf gezeigt wird, ist hier das Hauptthema Polyklets, als dessen Frühwerk der Diskophoros gelten kann, bereits deutlich formuliert: die Darstellung des Athleten in seiner nackten und ruhigen Erscheinung.
Den Kopf zeichnet ein klar gegliedertes Gerüst aus Vertikalen aus und eine straffe, aber große Wölbung der Wangen; die Partie vom Mund bis zu den Augen liegt eng zusammen, Mund, Nase und Augen sind noch nicht wie an den Köpfen des zwei Jahrzehnte später entstandenen Doryphoros in den durch klare Proportionen zusammengefassten Gesichtsaufbau eingebunden. Die Haarbildung, die sich später beim Doryphoros von einem Zentrum her entwickelt und für die die sogenannte Spinne am Hinterkopf charakteristisch wird, ist durch ein reiches Formenspiel bestimmt. Die Haarkalotte schmiegt sich an den Kopf an und entwickelt sich besonders zu den Schläfen hin voluminös. Wie Ziegel schieben sich die meist sichelförmigen, in sich gedrehten Locken aufeinander. Im Gegensatz zu anderen Repliken des Kopfes ist die »Zange« über der Stirn nur sehr klein ausgebildet, man spürt das Bemühen des Bildhauers, bei der Formulierung des Stirn- und Schläfenhaars Wiederholungen und spiegelbildliche Entsprechungen zu vermeiden.

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  • Titel: Polyklet in römischer Interpretation
  • Ersteller: Marmorkopie nach einem griechischen Original um 460 v. chr.
  • Datierung: Um 460 v. chr.
  • Abmessungen: h24.8 cm
  • Typ: Skulptur
  • Material: Marmor
  • Sammlung: Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
  • Objekterwerb: 1930 aus dem Kunsthandel erworben
  • Inv.-Nr.: Sk 1833
  • ISIL-Nr.: DE-MUS-814319
  • Externer Link: Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin
  • Copyrights: Text: © Verlag Philipp von Zabern / Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin / Kun. || Photo: © b p k - || Photo Agency / Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin
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