»Abtei im Eichwald« entstand als Pendant zu »Mönch am Meer«. Friedrich zeigte beide Gemälde 1810 auf der Berliner Akademie-Ausstellung. Auf Bitten des 15jährigen Kronprinzen wurden sie vom König Friedrich Wilhelm III. erworben. Ihre rätselhafte Entrücktheit und formale Radikalität ließ sie zu Schlüsselwerken der Frühromantik werden. In »Mönch am Meer« steht der Mensch der Unendlichkeit der Natur, des Kosmos gegenüber. Er meditiert über das Leben und seine Grenze. Im Gegenstück hat sich das Tor des Todes geöffnet. Mönche tragen einen Sarg in eine verlassene gotische Ruine, um die Totenmesse zu halten. Der Friedhof mit seinen schiefen, eingesunkenen Grabsteinen liegt verlassen. Kahle Eichbäume greifen wie mit klagender Gebärde in den Himmel. Dämmerlicht erscheint als ockrig-gelber Farbschleier über dem Horizont und überstrahlt die zarte Sichel des Neumondes. Die visionär leuchtende Himmelszone ist vollkommen von dem noch im Dunkeln liegenden irdischen Bereich abgehoben. Dort geben die beiden einzigen Lichter am Kruzifix ein Zeichen der Hoffnung. Für Carl Gustav Carus, den Malerfreund Friedrichs,war dieses Bild »vielleicht das tiefsinnigste poetische Kunstwerk aller neuern Landschaftsmalerei«.
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