Die Familie Gandolfi unterhielt im 18. Jahrhundert eine der führenden Malerwerkstätten von Bologna. Gaetano Gandolfi schuf die ovalen Pendantbilder für die Familie Buratti, die diese in ihrem Palast an der Piazza San Martino aufbewahrte. Das erste Bild allegorisiert die Schönheit durch ein junges Paar, das mit Blütenkränzen geschmückt ist. Der junge Mann stützt sich auf eine Harfe, die auf das friedlich-poetische, von Musik erfüllte Hirtenland Arkadien verweist. Gleichzeitig hält er der Frau einen Spiegel vor, durch den sie ihre Korallenkette bewundert. Als Attribut der Prudentia (Klugheit, Selbsterkenntnis) mag der Spiegel zugleich darauf verweisen, dass sich beide der Gefahr bewusst sind, die in der Schönheit liegt. Im Gegensatz zu dem Liebespaar beschrieb Gandolfi den Reichtum durch ein Paar mittleren Alters, das voneinander abgewandt ist. Wie ihre prächtige Kleidung und ihr Schmuck deuten auch das Pferd und der Jagdhund auf ihren hohen Stand. Sie hält eine goldene Trinkschale empor, während er einen Münzbeutel leert und im wörtlichen Sinne Geld durch die Hände rinnen lässt, womit Gandolfi zugleich vor Verschwendung warnt und auf die Vergänglichkeit irdischer Güter verweist. Da es sich ursprünglich um eine Folge von vier Bildern handelte, von denen zwei verloren gegangen sind, ist nicht auszuschließen, dass die beiden Werke Teile einer Jahreszeitenfolge waren und den Frühling sowie den Herbst eines Menschenlebens beschreiben.