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Eine ägyptische Schönheit

UnbekanntUm 140 n. Chr.

Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin

Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin
Berlin, Deutschland

In ernster Anmut blickt die junge Frau mit ihren großen braunen Augen auf den Betrachter, dem sie das zarte Gesicht zuwendet. Sie hat sich mit zwei Ketten aus grünen Smaragdzylindern und dicken weißen Perlen samt passenden Ohrringen geschmückt. Ihr hochgestecktes Haar ist in der Mitte gescheitelt und in kunstvollen Locken über die Ohren nach hinten frisiert. Das blasse Aubergine ihres Gewandes, die dichten Brauen und Wimpern und die schön geschwungenen roten Lippen betonen ihren hellen Teint. Lebendig und unmittelbar empfinden wir dieses Porträt, das doch auf einer einbalsamierten Toten gefunden wurde.
Der Gegensatz zwischen der gesunden Lebensblüte der Porträtierten auf den meisten der bisher bekannten ca. 900 Mumienbildnissen und dem z. T. höheren Alter der Leichen führt zu der Frage nach dem Zeitpunkt des Malauftrages. Diese Holztafel wurde an den Schultern beschnitten und oben abgeschrägt, um sie in die letzten Wicklungen des langen Leichentuches über Kopf und Brust der Toten einpassen zu können. Reste des verklebten Tuches sind auf dem unteren Teil des Bildes erhalten, der Maler hat das Gewand hier nicht fortgesetzt. Ist somit dieses lebensvolle Porträt erst nach dem Tode entstanden? Warum wurde es dann nicht direkt auf das benötigte Format konzipiert? Holz war in Ägypten rar und teuer, und viele der furnier-dünnen Tafelbilder sind mühsam gestückt.
Das trockene Klima Ägyptens hat uns mit dem reichen Bestand an Mumienporträts über fast 300 Jahre einen breiten Einblick in das Völkergemisch von Ägyptern, Juden und Nordafrikanern, von Griechen und Römern bewahrt, wie sie die Maler der frühen römischen Kaiserzeit bis in die beginnende christliche Ära gesehen haben. Allerdings ist dies ein Abbild der Mittel- und Oberschicht, wie uns die selten erhaltenen Angaben über Stand und Beruf der Toten und die schriftlichen Zeugnisse über die Kosten für eine Mumifizierung mitteilen; nur bei ein bis zwei von 100 Mumien fand sich ein gemaltes Bildnis.
An den Mumienporträts aber können wir die römische Tafelmalerei studieren, die – viel gerühmt und von antiken Schriftstellern begeistert beschrieben – doch außerhalb Ägyptens nur noch bruchstückhaft erhalten ist. Die meist vertikal gemaserten Holztafeln aus Zypresse, Sykomore, Linde, Zeder u. a. wurden mit einer Lehm-Gips-Mischung grundiert oder direkt bemalt, bisweilen entdeckt man eine Vorzeichnung. Drei Arten der Farbzubereitung lassen sich unterscheiden: Wachsfarben, Wachs-Temperafarben und Temperafarben. Für die Wachsmalerei (Enkaustik) wurde gereinigtes Bienenwachs in Meerwasser oder Salzlake aufgekocht und mit Erd- und Pflanzenfarben gemischt. Das Wachs erzeugt einen Glanz wie bei Ölbildern, die Farben dunkeln kaum nach. Wachsfarben sind nicht mischbar, sie wurden in unterschiedlicher Verdünnung mit dem Pinsel neben- und übereinander aufgetragen. Dazu wurde die Wachsfarbe – und wohl auch der Malgrund – erwärmt und die Malerei zum Schluss mit einem erhitzten Spachtel geglättet. Der Künstler unseres Frauenporträts beherrschte diese Technik mühelos: Er modellierte das Gesicht durch Licht und Schatten, hob einzelne Locken hervor, trug die Perlen an Hals- und Ohrschmuck dick auf; das Gewand hingegen legte er locker in zügigen Strichen an. So können wir in den Mumienporträts aus Ägypten die hohe Kunst der enkaustischen Tafelmalerei bewundern, die die Römer von den Griechen übernommen haben.

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  • Titel: Eine ägyptische Schönheit
  • Ersteller: Unbekannt
  • Datierung: Um 140 n. Chr.
  • Ort: Aus er-Rubayat, Oase Fayum, Ägypten
  • Abmessungen: w20 x h43,5 x d0,2 cm
  • Typ: Mumienbildnis
  • Material: Enkaustische Malerei auf Holz
  • Stil: Römisch
  • Sammlung: Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
  • Objekterwerb: 1927 aus der Sammlung Theodor Graf erworben
  • Inv.-Nr.: 31161, 7
  • ISIL-Nr.: DE-MUS-814319
  • Externer Link: Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin
  • Copyrights: Text: © Verlag Philipp von Zabern / Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin / Pla. || Photo: © b p k - || Photo Agency / Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin / Johannes Laurentius
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