Die kleine Wasserfarbenmalerei auf Postkarte, die Franz Marc der Dichterin Eise Lasker-Schüler widmete, entstand im Entstehungsjahr seiner Hauptwerke »Der Turm der blauen Pferde« und »Tierschicksale«. Sie folgt dem kristallinen Aufbau der Gemälde, ist aber weniger pathetisch. Die Tiergestalt ist weder monumental überhöht, noch dramatisch in den flächig zergliederten Umraum verspannt. Sie ist im Augenblick der Ruhe, der Ankunft gezeigt. Die gezackte Linie der Felsen wiederholt leicht verändert die Brust- und Bauchlinie der Antilope, der blaue Himmel überwölbt den Rücken des nach unten gebeugten Tieres. Die abstrahierten Formen der Felslandschaft umschließen den Körper und signalisieren die Bereitschaft, ihn in sich aufzunehmen. Der dunkle blaue Himmel und das schwarze Gestein im Vordergrund künden die Nacht an. Im Zusammenhang mit dem Text auf der Rückseite der Postkarte wird deutlich, daß es sich um eine Todesanzeige in Tiergestalt, um einen Abschied handelt. (»Frau /Eise Lasker-/Schüler/Berlin Grunewald/13, Humboldtstr 13/11« >üebster Jussuff, unser guter Vater hat ausgelitten, morgen begraben wir ihn. Es ist alles so traurig. Montag wollen wir Dich besuchen, Nachmittag, ist es recht? Dein Frz. u. M. W. 2. Hinter der Kathol. Kirche.<).