Dieser Porträtkopf bildet eine Ausnahme unter den vielen königlichen Gipsmodellen. Er unterscheidet sich durch seine mit wenigen Pinselstrichen gesetzten Akzente von den Porträtköpfen, die sich an dem traditionellen Darstellungskanon orientieren und daher mehr idealistisch wirken. In dem hier gezeigten Beispiel ist die Zuordnung eindeutig: der Kopfumriss und die individuelle Physiognomie mit den leicht geöffneten Augen, der langen Nase, den vollen Lippen sowie der dreieckigen Gesichtsform verweisen explizit auf den Pharao. Die mimische Gestaltung ist typisch für Echnaton, auch wenn der bekannte expressive Gesichtsausdruck der frühen Jahre hier nicht vorhanden ist. [...] Als Vorlage für diese Gipsplastik diente offensichtlich ein Statuenkopf, von dem der Bildhauer eine maßstabsgetreue Kopie angefertigt hat. Vermutlich handelt es sich bei diesem Porträtkopf um ein fertiges Modell und Anschauungsstück in einer Werkstatt.
Jung, M. in: F. Seyfried (Hrsg.), Im Licht von Amarna. 100 Jahre Fund der Nofretete, Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Berlin 2012, S. 332 (Kat.-Nr. 120).