Keilstein in Form eines Frauentorsos. Nach unten wird der Torso von einer Wulst begrenzt. Diese zeichnet die Bogenform des ursprünglichen Anbringungsortes nach.
Der Kopf des Torsos ist fast vollplastisch ausgearbeitet. Ihr Körper ist leicht nach links gedreht, ihr Kopf nach links unten gewandt. Die Gesichtszüge mit vollen Lippen, kleinem Kinn und großen Augen sind gut zu erkennen. Ihre Haare umrahmen das Gesicht. Sie sind in große Strähnen unterteilt und gehen von einem Mittelscheitel aus. Die Figur trägt eine locker fallende Tunika, die auf Höhe der Schultern von zwei flachen, runden Fibeln zusammengehalten und knapp unterhalb der Brüste gegürtet wird. Sie bildet einen V-förmigen Ausschnitt aus und fällt zwischen den Brüsten, unterhalb des Gürtels und der Fibel in weichen Falten. Als einzigen Schmuck trägt die Figur ein Halsband mit nach unten offener Mondsichel. Dieses Motiv wird knapp oberhalb der Wulst wieder aufgenommen: Dem Torso ist ein liegender Halbmond vorgeblendet. Dieser lässt die Bestimmung der Figur als weibliche, parthische Mondgöttin möglich erscheinen.
Der als Keilstein verwandte Werkstein befand sich ursprünglich an der rechten Archivoltenhälfte einer der beiden großen Bogenhallen (Südiwan) in Hatra, Irak. An diesen schloss sich der dem Sonnengott Schamasch geweihte Tempel als Kultort der höchsten lokalen Gottheit an. Die figürliche Gestaltung setzte sich in den weiteren Keilsteinen fort. Der Wechsel zwischen undekorierten und figürlich gestalteten Keilsteinen ist charakteristisch für Hatra, wo orientalische und griechisch-römische Motive miteinander verbunden wurden.