Der detailliert ausgearbeitete Armschutz aus Elfenbein thematisiert ein bekanntes und oft wiederkehrendes Motiv: Der König erschlägt in Anwesenheit eines Gottes die Feinde Ägyptens. In diesem Fall ist es Thutmosis IV., wie es die Kartuschen über dem knienden Asiaten zeigen. Ihm gegenüber steht der falkenköpfige Gott Month, der Thutmosis die Symbolzeichen des Lebens und der ewigen Dauer sowie ein Sichelschwert entgegenstreckt. Der Pharao übernimmt in diesem Moment rituell die Position des Gottes und vollzieht in seinem Namen die Handlung. Die Sonnenscheibe auf der Perücke des Königs ist möglicherweise ein Ausdruck für die Identifizierung mit der göttlichen Rolle.
Die Manschette wurde vom Pharao am linken Unterarm bei Feierlichkeiten oder Prozessionen getragen. Sie war vermutlich auf Leder aufgenäht, da sich keine weiteren Befestigungspuren am Elfenbein finden lassen. Ungeklärt bleibt die Frage, wie das königliche Objekt in die Hausruine Q 48.1 gelangte.
Aus: Jung, M., in: F. Seyfried (Hrsg.), Im Licht von Amarna. 100 Jahre Fund der Nofretete, Berlin 2012, S. 200 (Kat.-Nr. 1).