Das Thema der Darstellung wurde in den vergangenen Jahrhunderten mit verschiedenen Frauengestalten der griechischen Geschichte in Verbindung gebracht, die einen Giftselbstmord planten, unter anderem Sophonisbe und Monime. Seit den 1950er Jahren identifiziert man die Darstellung jedoch als Geschichte der Artemisia, die im vierten Jahrhundert vor Christus lebte. Der Legende nach trank Artemisia aus Trauer um den Tod des geliebten Gatten, König Maussolos von Karien, seine Asche, um ihm ein "lebendiges Grabmal" zu sein. Das Gemälde, das vermutlich für Friedrich den Großen angekauft worden war, wurde am Hof des preußischen Königs als Darstellung der Monime gedeutet. Man meinte damals eine Szene aus der Tragödie "Mithridate" von Jean Racine (1639-1699) zu erkennen, die sich mit dem Leben Mithridates' VI. von Pontus und seiner Ehefrau Monime beschäftigt. Die Werke Racines waren am Hof Friedrichs des Großen sehr beliebt, unter anderem besaß der König eine dreibändige Werkausgabe des französischen Dramatikers, die auch die Tragödie "Mithridate" enthielt. Am friderizianischen Hof wurde verschiedentlich auch die von Carl Heinrich Graun (1704-1759) 1751 komponierte Oper „Il Mithridate“ aufgeführt, die auf Racines Tragödie fußte und an dessen Libretto Friedrich der Große selbst mitgewirkt hatte. Das Gemälde ist seit 1764 in der Bildergalerie von Sanssouci verzeichnet, möglicherweise befand es sich im 17. und frühen 18. Jahrhundert in der Sammlung der niederländischen Statthalter Frederik Hendrik (1584-1647) und Willem III. (1650-1702) van Oranje-Nassau. (Alexandra Bauer)