Planetenmaschine Johann Georg Nestfell. Hessen, Deutschland. 1753.
Die Planetenmaschine ist ein feinmechanisches Meisterwerk, das höchste Präzisionsarbeit
mit dem Wissensstand über Astronomie in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts verbindet.
WELTBILDER
Die Planetenmaschine wurde 1753 vom hessischen Kunsttischler und Hobbyastronomen Johann Georg Nestfell für Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen gefertigt. „Ich widmete demnach manche Schlaflose Nächte zu Beschauung des Himmels-Lauffes“, erinnert er sich 1761 an die Vorarbeiten.
Sein Meisterwerk zeigt den Umlauf von Planeten und Monden um die Sonne. Damals bekannt waren: Merkur, Venus, Erde, Mond, Mars, Jupiter mit vier Monden und Saturn mit fünf Monden. Außerdem können der Kalender, die Bewegungen der Erde im Tierkreis, Schattengrenzen, Jahreszeiten, geozentrische Bewegungen des Merkurs und die Uhrzeit abgelesen werden. Im Holzunterteil sind die Gewichte und das Pendel des 8-Tage-Uhrwerks verborgen. Das Uhrwerk selbst und die Getriebe und Leitschienen der Planetenbahnen sind im Aufsatz aus Glas und Messing untergebracht. Die Ebene der Erdumlaufbahn und die Tierkreiszeichen sind im Glasgehäuse eingeschliffen.
Vor der Aufstellung im NHM „wanderte“ die Maschine von der Hofbibliothek ins Physikalische Kunstkabinett, dann ins Thierkabinett, von dort ins Astronomische Hofkabinett und sogar ins Kunsthistorische Museum.
Die Planetenmaschine diente zur Veranschaulichung und Verbreitung des kopernikanischen Weltbildes, besser bekannt als heliozentrisches Weltbild, nach dem sich alle Planeten, einschließlich der Erde, um die Sonne bewegen. Was damals ein ungeheurer Fortschritt gegenüber dem geozentrischen Weltbild war, kommt in der modernen kosmologischen Forschung kaum mehr zur Anwendung. Heute gehen Wissenschafter davon aus, dass es im gesamten Universum keinen Punkt gibt, der vor anderen ausgezeichnet ist – auch nicht die Sonne.