Seit seiner Düsseldorfer Studienzeit hegte August Macke eine besondere Liebe zum Tanz. 1912 sah er in Köln das Ballett Carnaval nach der Musik von Robert Schumann in einer Aufführung des berühmten Russischen Balletts von Sergej Diaghilew mit Waslaw Nijinsky in der Hauptrolle des Harlekins. Macke besuchte die Aufführung mehrfach und schuf nicht weniger als vier Gemälde, eine Plastik und rund vierzig Zeichnungen zu diesem Thema, von denen sich auch vier im Besitz des Kupferstichkabinetts der Kunsthalle Bremen befinden. Im Russischen Ballett I lässt er den Betrachter den dramatischen Höhepunkt des Stücks nacherleben: die Entführung der koketten Kolumbine durch den forschen Harlekin. Die dritte Figur, der verlassene Pierrot, hebt klagend die Arme – eine Geste, die in der Karyatide unter der Logenbrüstung nachklingt. Die Dame mit Hut rechts bindet den abgedunkelten Zuschauerraum mit dem strahlend leuchtenden Bühnenraum kompositorisch zusammen. In der formalen Vereinfachung und dem kräftigen Kolorit deutet das Russische Ballet I auf Mackes starke Beeinflussung durch die französischen Fauves.