Das Blatt entstammt der Phase des reifen »Brücke-Stils«, in der Kirchners erste Übungen in der Druckgraphik, die noch dem Linienfluß des Jugendstils verwandt waren, längst überwunden sind. Jetzt werden die Körperpartien der Badenden mit prägnanten Formkürzeln bündig definiert, und das üppige, über der Szene prangende Laubwerk, das an exotische Baumkronen erinnert und wie ein Sinnbild lustvollen Daseins erscheint, wird zu einer Großform zusammengefaßt. In der Bewegung der Figuren schlägt Kirchner jedoch auch hier und dort einen nervösen Ton an, der in mancher splittrigen Zone sein gestalterisches Äquivalent findet. Es deutet sich schon an, daß die Einheit des Menschen mit der Natur eine nicht erreichbare Utopie ist, am klarsten mit der im Vordergrund am Boden hokkenden Gestalt. Es ist Kirchner selbst, der - als einziger bekleidet - an dem Strandtreiben keinen Anteil hat. Und noch ein zweites Motiv offenbart, daß er mehr zeigen will als unbeschwertes Sommerglück. In der Krümmung der Horizontlinie macht er die Kugelgestalt der Erde bewußt, weist über das Alltägliche hinaus.