Der Katalog der Kunstausstellung zur Ehrung der achtzigjährigen Mitglieder der Berliner Akademie von 1895 weiß noch von einer – heute verlorenen – Signatur »A. Menzel 1844« (Kat.-Nr. 121). Im Frühjahr 1844 besuchte Menzel seine Verwandten väterlicherseits in Jauer und Striegau (Schlesien) und begab sich damit in ein Zentrum der sozialen Konflikte des Vormärz. Damals erhoben sich in Schlesien, namentlich in Peterswaldau und Langenbielau, die im Verlagssystem arbeitenden ländlichen Handweber, die seit Jahrzehnten durch die industrielle Konkurrenz ruiniert wurden. Von der großen öffentlichen Anteilnahme zeugen das Bild des Düsseldorfers Carl Wilhelm Hübner »Die schlesischen Weber« (verschollen; Wiederholung im Museum Kunstpalast, Düsseldorf), das Solidaritätsaktionen unmittelbar auslöste, und das gleichnamige Gedicht von Heinrich Heine. Ihnen muß auch Menzels kleines Bild zugesellt werden, das früheste Arbeiterporträt der deutschen, vielleicht auch der europäischen Malerei. Ist der Bärtige in der Arbeiterbluse ein schlesischer Landproletarier oder hat Menzel, nach Berlin zurückgekehrt, ein Modell in einer Berliner Fabrik gesucht? Jedenfalls schenkte er der Individualität nicht minder als dem Typus des namenlosen Mannes sein volles Interesse. Demgegenüber muß der »Kopf eines Arbeiters mit Schirmmütze« (1855, Privatbesitz), der auf die Gestalten des »Eisenwalzwerks« ( (1872–1875, Nationalgalerie, Inv.-Nr. A I 201) vorausdeutet, eher als Studie gelten. | Claude Keisch