1763 wurde das Gemälde für Friedrich den Großen aus der Haager Sammlung Willem Lormier als Werk des Leidener Feinmalers Gerard Dou (1613-1675) erworben und in die Sammlung der Bildergalerie aufgenommen. Dort wurde es im Kabinett präsentiert, wo meist kleinformatige Werke gezeigt wurden. Darunter befanden sich (in damaliger Zuschreibung) auch zahlreiche Gemälde Adriaen van der Werffs und Gerard Dous, die für ihre feinmalerischen, brillanten Darstellungen gefragt waren. Friedrich der Große hatte sich im Jahr 1755 während einer Hollandreise selbst von der Qualität der nordniederländischen Malerei der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts überzeugen können, die ihm in holländischen Sammlungen, wie unter anderem derjenigen Gerrit Braamkamps, begegnet waren. Im Oeuvre Gerard Dous befinden sich viele vergleichbare Darstellungen betender oder lesender alter Einsiedler. Die dargestellte Innigkeit der Gefühlswelt des vor einem Kruzifix betenden Einsiedlers beeindruckt ebenso wie die feinmalerische Wiedergabe des Buches mit seinen abgegriffenen Seiten, wie auch die runzelige Haut und das feine Haar des alten Mannes. Das Kolorit ist weitgehend auf Weiß- und Brauntöne reduziert. Von der friderizianischen Ausstattung (1764-1786) der Bildergalerie müssen heute noch knapp 80 Gemälde als Kriegsverluste bezeichnet werden. Vor wenigen Jahren konnte der "Betende Einsiedler", der seit 1945 als verschollen galt, wieder in die Sammlung der Bildergalerie integriert werden. (Alexandra Bauer)