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Birgit Minichmayr, porträtiert von Lucy McKenzie

Lucy McKenzie2008

Burgtheater

Burgtheater
Wien, Österreich

Vor allem der Hintergrund – blau geäderter Marmor oder Stuckmarmor, äußerst präzise gemalt und ganz auf den illusionistischen Effekt gestimmt. Lucy McKenzie hat unlängst ein Studium der Trompe-l’oeil-Malerei abgeschlossen und ihre neuen Kenntnisse umgehend auf die Porträts von Birgit Minichmayr und Philipp Hauß angewendet. Man versteht darunter eine malerische Technik, die auf äußersten Realismus abzielt, auf die Täuschung des Auges, das gehindert werden soll, die gegenständliche Wirklichkeit von ihrem Abbild zu unterscheiden – ein Mythos vollständig verwirklichter Affirmation, der bereits in der griechischen Antike kursiert und dessen Faszinosum ab der Renaissance, vor allem in der Barockmalerei mit Ausläufern bis zum Surrealismus, weiterwirkt. Die jüngsten Entwicklungen der Malerei zielen – im höchsten Maß diskursiv, was die Auseinandersetzung mit Fotografie betrifft – nun wieder entschieden auf Realismus ab, auf die Frage der Möglichkeit, was über die Darstellung von Wirklichkeit künstlerisch überhaupt noch zum Ausdruck gebracht werden kann nach Jahrhunderten einer glanzvollen Geschichte der abendländischen Malerei, die als Organ der Reflexion von Velázquez bis Rembrandt und dann nochmals im französischen Impressionismus eine in sich bereits vollständig abgeschlossene und wohl auch unübertreffliche Karriere hinter sich hat. Nun begnügt sich Lucy McKenzie eben nicht mit einer Wiederaufnahme der malerischen Wirklichkeitsbewältigung auf bescheidenerem Niveau als die Altvorderen, im Gegensatz zu vielen ihrer Kollegen, die dort ansetzen, wo die Geschichtlichkeit von Kunst schlichtweg geleugnet wird, um sich die eigenen, oft recht bescheidenen realistischen Fähigkeiten erlauben zu können. Aber Lucy McKenzie kann nicht nur, sie nützt die neugewonnene Technik zur Reflexion, hier über die Hegemonie von Wahrnehmung, an deren Spitze man bei einem Porträt den dargestellten Menschen vermuten würde. Die Malerin aber setzt gleich, den überaus wirkungsvollen Hintergrund mit dem Rückenakt von Birgit Minichmayr, der zwar ebenfalls als Trompe-l’oeil gegeben ist, aber naturgemäß – der Natur zarter Hautfarbe gemäß – weit zurückhaltender, was die visuelle Sensation betrifft. (Text von Otmar Rychlik, aus dem Programm zur Eröffnung der Porträtgalerie Burgtheater)

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  • Titel: Birgit Minichmayr, porträtiert von Lucy McKenzie
  • Ersteller: Lucy McKenzie
  • Datierung: 2008
  • Ort: Burgtheater Wien, Porträtgalerie, Foyer 2. Rang
  • Fotograf: Georg Soulek
  • Material: Öl auf Leinwand, 230 x 112 cm
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