Aus familiärer Treue begleitete die junge Rut, eine Moabiterin, ihre Schwiegermutter Noemi in deren Heimat, nach Israel, nachdem beide verwitwet waren. In Bethlehem sorgte Rut für beider Lebensunterhalt, indem sie auf abgeernteten Feldern zurückgelassene Ähren auflas. Dabei begegnete sie Boas, einem reichen Verwandten von Noemi, auf dessen Ländereien. Gerührt von Ruts Fürsorge für ihre Schwiegermutter, zeigte sich Boas gütig. Als Noemi davon hörte, erinnerte sie die Schwiegertochter an die sogenannte Leviratsehe, die einen nahen Verwandten verpflichtete, eine Witwe der Familie zu heiraten, die kinderlos geblieben war. Boas erklärte sich einverstanden und heiratete Rut – eine Eheschließung, die typologisch auf die Hochzeit Christi mit der Kirche vorausweist. Gerbrand van den Eeckhout, der bis 1640 bei Rembrandt gelernt hatte und ein guter Freund des Meisters war, beschreibt den Moment der ersten Begegnung in einer ausgesprochen feinen Malerei. Boas, im kostbaren orientalischen Gewand, wendet sich Rut zu, die vor ihm auf die Knie gefallen ist. Der bewölkte Himmel ist aufgebrochen und wirft Sonnenlicht auf die Gesprächs- und Erkenntnisszene, die Ruts Schicksal zum Guten wenden wird. Zwischen 1651 und 1674 behandelte Eeckhout das Thema sechs Mal.
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