Neben vollversteiften Korsetten trugen Frauen zu weniger formellen Anlässen nur vorderseitig versteifte Mieder. Dieses ärmellose Mieder mit versteifter Brustpartie ist mit prächtiger lachsfarbener Seide in Cannelébindung bezogen. Vielfarbige Blütenbouquets stehen zwischen aufsteigenden Wolkenbändern. Bei der Verarbeitung des Gewebes wurde auf eine sorgfältige symmetrische Musterverteilung geachtet. Nur die Vorderteile des mit Leinen gefütterten Mieders sind vollversteift. Sie bestehen pro Seite aus 30 Fischbeinstäben, die fächerartig dicht an dicht in die vom Leinenfutter gebildeten Tunnel eingeführt wurden und von drei horizontalen Stäben fixiert werden. Vier Längsstäbe und zwei dickere Vierkantstäbe verstärken die Vorderkanten und bilden eine tief nach unten gezogenes Blankscheit. Die Stäbe schließen Kante an Kante mittels einer Schnürung durch acht von Hand umstochene Schnürlöcher. Der Rücken ist bis auf zwei Fischbeinstäbe rechts und links der Mittelnaht nicht versteift und bildet eine kurze, spatelförmige Schneppe. Über den Hüften hat das Mieder kurze Schößchen, seine Träger sind an den Rücken angeschnitten. Die Armlöcher und der Hüftbogen sind mit Velourslederstreifen eingefasst. (Leloir 2007, S. 42, Fig. 40 C und C‘)