Die Evangelien für das gesamte Kirchenjahr und die wichtigsten Heiligenfeste schrieb der Michelsberger Mönch Reynherus ab, der auch am Abtskatalog von Andreas Lang mitwirkte. Im Kalenderteil sind zwar Heilige verzeichnet, die in Würzburg verehrt wurden, die Bamberger Bistumspatrone wurden aber erst nachträglich ergänzt. Offenbar war das Evangelistar also zunächst für den Gebrauch außerhalb Bambergs gedacht.
Die Handschrift beginnt mit dem ersten Sonntag im Advent (fol. 1r). Im Text aus dem Matthäus-Evangelium (Kap. 21) ist Christi Einzug in Jerusalem am Palmsonntag beschrieben. Gefolgt von drei Aposteln zieht Jesus auf einem Esel in Jerusalem ein; den Hintergrund bildet eine frühlingshafte Landschaft.
Vorlage für die Miniatur war vielleicht ein Kupferstich des sog. ‚Meisters AG‘. Der Maler orientierte sich am Stil der Werkstatt, die in Nürnberg für den Druckerverleger Anton Koberger tätig war, wirkte aber wohl in Bamberg.