Im Laufe seines Lebens schuf der französische Maler Henri Fantin-Latour mehrere hundert Blumenstücke, die sich großer Beliebtheit erfreuten. Befreundet mit Edgar Degas und Edouard Manet, fand Fantin-Latour 1852 auch Aufnahme in englische Künstler- und Kunstliebhaber-Kreise, die seine Stillleben ganz besonders schätzten.
Das Karlsruher Bild zeigt Malven in dunklem und hellem Rot, Rosa, Gelb und Weiß. Sie sind zu einem dichten Strauß arrangiert, einer sommerbunten Augenweide für den Betrachtenden, einem koloristisch höchst inspirierenden Motiv für den Maler. Die Blüten befinden sich in verschiedenen Stadien der Öffnung, knospen oder sind voll erblüht. Auf die Darstellung der Vase verzichtet der Künstler. Auch die Wand hinter dem Strauß, auf der sich nur ein leichter Schatten der Blumen abzeichnet, und der Umraum sind undefiniert. Der Blick bleibt auf die Blüten fixiert, wie von ihnen gebannt.
Die atmosphärische Frische, die das malerisch delikate Gemälde ausstrahlt, mag fiktiv sein, denn manches deutet darauf hin, dass Fantin-Latour sich gelegentlich für seine Malerei auch fotografischer Vorlagen bediente. In ihrer Ausschnitthaftigkeit scheint seine Komposition mit der Serie der „Fleurs photographiées“ von Adolphe Braun (1812–1877) verwandt, der mit seinen Aufnahmen in den 1850er-Jahren für Furore gesorgt hatte. Die Malerei jener Epoche reagierte auf die innovativen Techniken der Darstellung von Wirklichkeit auch durch eine verstärkte Hinwendung an die Farbe.
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