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Branko Samarovski, porträtiert von Christy Astuy

Christy Astuy2006

Burgtheater

Burgtheater
Wien, Österreich

Für gewöhnlich schätzt Christy Astuy aufwändige Bildinszenierungen, die aus vielerlei Quellen genährt werden, Modezeitschriften, die schöne Frauen und raffinierte Toiletten zeigen, Märchenillustrationen, in denen kleine Mädchen und Barbiepuppen zu Hause sind, Tapetenmuster, wie sie die reichen Häuser der Vereinigten Staaten schmücken, wo die Künstlerin geboren wurde, und besonders häufig greift sie zu Requisiten, die man gemeinhin Kitsch nennt. Das alles klingt ganz affirmativ, soll es auch sein: Zuerst einmal nimmt Christy Astuy Themen auf, die für viele den Alltag verschönern, ob Kindern oder Erwachsenen, Themen einer gewissen Breitenkultur in ihren verschiedenen Ausprägungen, Trivialkultur vielleicht, Sehnsuchts- und Fluchtkultur vermutlich. Die Künstlerin beschäftigt sich damit ernsthaft, respektvoll, ironisch (was alles gleichzeitig möglich ist), weil ihr der direkte, einfache Zugang, den andere haben, verschlossen ist. Sie versucht etwas von der Schönheit zu verstehen, die hinter dem äußerst künstlichen Erscheinungsbild dieser Dinge liegt, von der Tiefe der Schönheit, weit unter den Spiegelungen ihrer klinisch sauberen, konservierten und geschmacksverstärkten Oberfläche. Christy Astuy ist sich dessen bewusst, dass sie mit einem Schönheitsbegriff handelt, der im höchsten Maß umstritten ist, heiß geliebt und tief verachtet wird, den sie wohl selbst liebt und verachtet, der aber für andere ausschließlich und mitleidslos das Schlimmste, Ärgerlichste, Ekelhafteste repräsentiert; und genau dieses merkwürdige Phänomen einer gewissen Überreaktion behandelt Christy Astuy – ambivalent, bekennt sich zu keinem der beiden Extreme, vermittelt aber auch nicht und transponiert sie auf eine andere, nämlich malerische Ebene. Nun kann nicht kitschig bleiben, womit reflektiert umgegangen wird, die Oberfläche der Malerei zersetzt unweigerlich die Oberfläche der überglücklichen Illusion und legt differenziertere Sinnschichten frei, wo wahr werden kann, was erlogen wurde, und wahrscheinlich, was tatsächlich möglich ist. Da steht nun Branko Samarovski und schaut bedenklich. Der Schauspieler in einer Welt, die sich letztlich weigert, zwischen Illusion und Wirklichkeit zu unterscheiden – der Schauspieler, ununterscheidbar von sich selbst und damit ganz er selbst geworden. (Text von Otmar Rychlik, aus dem Programm zur Eröffnung der Porträtgalerie Burgtheater)

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  • Titel: Branko Samarovski, porträtiert von Christy Astuy
  • Ersteller: Christy Astuy
  • Datierung: 2006
  • Ort: Burgtheater Wien, Porträtgalerie, Foyer 2. Rang
  • Abmessungen: 115 cm x 80cm
  • Fotograf: Christan Postl
  • Material: Öl auf Leinwand
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