Eine wichtige Gottheit des ptolemäisch-römischen Ägypten war Serapis. Spätestens unter Ptolemaios’ III. Euergetes, womöglich aber bereits unter Ptolemaios’ I. Soter, wurde der Kult dieses Gottes etabliert. In den Überlieferungen finden sich verschiedene Angaben zu seiner Herkunft. Demnach wurde der tote Apis-Stier zu Osiris, ein Osiris-Apis, verschmolz zu Serapis und übernahm somit unterweltliche Aspekte. Diesem späteren Universalgott wurde in Alexandria ein großes Heiligtum geweiht, von wo aus er einen unvergleichlichen Aufstieg im Mittelmeerraum erlebte. Serapis entwickelte sich zum Stadtgott der Metropole Alexandria, einer griechischen Neugründung des ausgehenden 4. Jh. v. Chr. In dem dortigen Serapeion, dem größten Heiligtum der Stadt, stand das Kultbild des Gottes. Wenn auch unzählige römerzeitliche Bildnisse des Gottes existieren, so ist das Aussehen des ursprünglichen, hellenistischen Abbildes unbekannt. Allgemein wird das Äußere der alexandrinischen Statue mit einem thronenden männlichen Gott gleichgesetzt, der einen Vollbart und eine nicht minder üppige Frisur trägt und zudem mit einem langen Gewand sowie Mantel bekleidet ist. Der Kopf ist von einem Kalathos bekrönt. Es handelt sich hierbei um das charakteristische Merkmal des Serapis, bei dem es sich ursprünglich um einen Korb mit nach außen geschwungenem Rand handelte, der zum Attribut fruchtbarkeitsspendener Götter wurde. In seiner Linken hält er ein Zepter und zu seiner Rechten ruht der dreiköpfige Kerberos. Die hier besprochene kleine Büste zeigt den Gott ebenfalls mit einem ärmellosem Untergewand (Chiton) und über die Schulter gelegtem Mantel (Himation). Auf dem Scheitel sitzt der Kalathos mit drei in Relief gearbeiteten Olivenzweigen. Er ist einer in der römischen Kaiserzeit der quantitativ weit verbreiteten Eigenart, dem ‚Fransentypus‛, dargestellt. Das Gesicht ist frontal ausgerichtet und umrahmt von langen dicken Locken sowie einem zotteligen Bart. Unter dem Kalathos erscheint rechts und links je ein frei gearbeitetes Widderhorn, das die Verbindung des Serapis mit dem Gott Amun(-Re) andeutet, welcher auch als Widder dargestellt werden kann.
(Jana Helmbold-Doyé)
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