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Kapitell mit Schaftstück

Unbekannt2. Hälfte 13. Jahrhundert

Bode-Museum, Staatliche Museen zu Berlin

Bode-Museum, Staatliche Museen zu Berlin
Berlin, Deutschland

Es handelt sich um ein schlichtes, hohes und kelchförmiges Kapitell ohne Schmuck. Es scheint sich um ein Wandkapitell gehandelt zu haben, das nur dreiseitig ausgearbeitet war. Zum ursprünglich wohl fast frei stehenden Schaft hin grenzt ein gefaster Ring ab, der Übergang zur quadratischen oberen Platte ist nicht gestaltet. Blätter und Früchte sind relativ flach und lösen sich an keiner Stelle vom Kapitellkörper. Während die Blätter mit der einfachen Durchäderung der Finger stilisiert erscheinen, sind die jeweils zu Dreien aus einem Stängel sprießenden Eicheln durchaus naturalistisch. Auch das Vermeiden von Wiederholungen in der Anordnung belebt das Kapitell.
Größe und Form legt nahe, dass das Kapitell zusammen mit AE 395 Bögen eines kleinen gewölbten Raums, Blendarkaden oder eine Kleinarchitektur getragen hat. In der offensichtlich bis zur Zerstörung im 17./18. Jahrhundert noch erhaltenen romanischen Klosterkirche Marienzell bei Querfurt, ein dreischiffiger Bau ohne ausgeschiedene Vierung, kommt insbesondere der Lettner in Frage. Denkbar ist natürlich auch, dass die Kapitelle aus der Klausur stammen. Ein Vergleich mit den ähnlich gestalteten Kapitellen der Blendarkaden des sogenannten Achteckbaus des Meißener Doms, um 1270/80 im Winkel zwischen südlichem Seitenschiff und Querhausarm errichtet, zeigt, dass auch eine solche Platzierung in der Wand eines gotischen Raums möglich ist. Vorstellbar wäre auch eine Platzierung in der offenbar westlich der Kirche in unbekannter Zeit angebauten Vorhalle, die sekundär mit der Erneuerung der Grablegefunktion 1323 zusammenhängen könnte. Vielleicht stammt das Kapitell auch aus derselben Baukampagne wie ein weiteres Fragment aus dem Kloster Marienzell, einem Kapitell mit Säulensegmenten, das zu einem frühgotischen Wölbbau gehörte (Museum Burg Querfurt, Inv. V 1123 K 4).
Die hohe Kelchform setzen frühgotische Formen voraus, die in der sächsischen Bauskulptur seit dem Auftreten des Naumburger Meisters um die Mitte des 13. Jahrhunderts verfügbar waren.

(Auszug aus: Tobias Kunz, Bildwerke nördlich der Alpen. 1050 bis 1380. Kritischer Bestandskatalog der Berliner Skulpturensammlung, Petersberg, Michael Imhof Verlag 2014)

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  • Titel: Kapitell mit Schaftstück
  • Ersteller: Unbekannt
  • Datierung: 2. Hälfte 13. Jahrhundert
  • Typ: Kapitell
  • Material: Sandstein
  • Sammlung: Skulpturensammlung | Bode-Museum, Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
  • Objekterwerb: Erworben 1915 vom Sächsischen Provinzialmuseum Halle, dem sie am 2. Juni 1902 von einem Herrn Cammerath, Mühlenbesitzer in Querfurt, geschenkt worden waren mit der Angabe, sie kämen aus dem ehemaligen Kloster Marienzell.
  • Inv.-Nr.: AE 396
  • ISIL-Nr.: DE-MUS-815614
  • Externer Link: Bode-Museum, Staatliche Museen zu Berlin
  • Copyright: Foto: © Skulpturensammlung | Bode-Museum, Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz / Tobias Kunz
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