Der Helm stellt eine außerordentlich prachtvolle Variante eines keltischen Typs dar, der insbesondere im 4. und 3. Jahrhundert v. Chr. verbreitet war. Seine halbkugelige Kalotte mit angearbeitetem Nackenschutz besteht aus einem dünnen Eisenblech, auf dem unten an der Helmöffnung sowie am oberen Helmteil bronzene Zierbleche mit vegetabilen Ornamenten angebracht sind. Intensive farbliche Akzente werden durch Einlagen von rötlichen Korallen oder Schalen von Meeresschnecken erzeugt.
Seitlich des Helmes waren Kokarden aus Eisen in Dreiecksform mit Nieten am Helm befestigt. Darüber befindet sich jeweils eine längliche Tülle, in die weiterer Schmuck wie Federn gesteckt werden konnte. Auf dem Scheitelpunkt des Helmes sitzt ein massiv gegossener Knauf, der mit Einlagen aus Email (?) verziert und mit dem Helm durch einen Eisenstift verbunden ist. Auf der Innenseite des Helmes haben sich Reste der Scharnierbänder erhalten, die zur Anbringung der jetzt fehlenden, bei Auffindung aber noch vorhandenen Wangenklappen dienten.
Der Helm gehörte zur Ausstattung eines Kammergra- bes im apulischen Canosa, in dem, den Funden nach zu urteilen, im letzten Viertel des 4. Jahrhunderts drei Krieger bestattet worden waren. Die Grabbeigaben – neben dem Helm ein Brustpanzer, ein Bronzegürtel, vier eiserne Speerspitzen, Pferdegeschirr und zahlreiche Vasen – wurden kurz nach ihrer Auffindung Ende des 19. Jahrhunderts verkauft und befinden sich heute in mehreren europäischen und amerikanischen Museen.
Ungewöhnlich ist die Tatsache, dass mit dem Helm ein Ausrüstungsgegenstand keltischen Ursprungs innerhalb eines rein lokalapulischen Bestattungskontextes vorliegt. Die Kelten drangen, von Westen kommend, seit 400 v. Chr. in den osteuropäischen Raum vor und nahmen als Söldner auch an kriegerischen Auseinandersetzungen im Mittelmeerraum teil. Bei solchen Kämpfen könnte der Helm zum Beutestück und später zur besonders wertvollen Grabbeigabe eines apulischen Kriegers geworden sein. Möglicherweise ließ dieser ihn auch noch einmal umarbeiten, da die seitlichen Tüllen nicht zum ursprünglichen Ausstattungsmerkmal keltischer Helme gehörten, sondern unteritalischem Geschmack folgten.
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