Dieses Tafelgemälde gilt als Frühwerk eines der bedeutendsten Meister der Spätgotik. Der unbekannte Künstler, der zwischen 1480 und 1515 in der Gegend um Utrecht und in Köln tätig war, erhielt seinen (Not-)Namen durch den berühmten Bartholomäus- Altar in der Alten Pinakothek in München. Die Bremer Tafel zeigt den geschundenen Christus, der dem Betrachter mit den Passionswerkzeugen (Arma Christi) gegenübersteht. Aus großen, leidvollen Augen blickt er ihm entgegen und verweist auf die in seiner Seite klaffende Wunde, während Blutstropfen von seinem Haupt über Schulter und Brust rinnen. Das Bild vergegenwärtigt eindringlich die Leidensgeschichte Christi und diente im Zuge der verbreiteten Passionsfrömmigkeit der privaten Andacht. Die Betrachtung verlangte vom Gläubigen zunächst eine fromme Einfühlung (Compassio) und schließlich eine tätige Nachfolge (Imitatio). Die Teilhabe an der Erlösungstat, das Erlangen von Seligkeit, hing von den frommen Anstrengungen des Gläubigen ab. Bildwerke konnten den Gläubigen beim Erlangen von Ablässen helfen, da bestimmte Gebetsübungen mit einzelnen Motiven verbunden waren.
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