Religiöse Darstellungen bilden den Schwerpunkt im Schaffen Ludovicos, Überwinder des Manierismus und als Begründer der Barockmalerei im Raum Bologna Wegbereiter Renis und Guercinos. Das Berliner Gemälde entstand am Übergang zu seinem Spätstil. Wie häufig bei Carracci sind die Figuren im Verhältnis zur Gesamtfl äche relativ klein gehalten, während der Landschaft große Bedeutung eingeräumt wird. Das über weite Flächen des Bildes hinweg die recht ausgefallenen Lokalfarben unvermittelt aufleuchten lassende Licht kennt man aus anderen Werken des Meisters ebenso wie die romantischfantastische Nachtstimmung, welche das Gemälde seltsam modern wirken lässt. Zur geisterhaften Atmosphäre tragen auch im Berliner Bild ätherisch überlängte und sich vom dunklen Waldgrund effektvoll abhebende Engelsgestalten bei, oft im für Ludovico typischen Gesichtsschnitt mit übergroßen Augen, langen schmalen Nasen und niedriger Stirn. Eine ungewöhnlich zahlreiche Schar bemüht sich um den am Beginn seines öffentlichen Wirkens stehenden Messias, der gerade den Versuchungen des links oben im Himmel entschwindenden Teufels widerstanden hat. Bei geduldiger Betrachtung entdeckt man immer noch weitere Engel, bis hinauf zu den gespenstischen Schemen in den in ein fahles Licht getauchten Wolken – insgesamt annähernd zwei Dutzend. Während die einen zugedeckte Teller mit frischen Speisen herantragen, säubert ein anderer schon Tafelgeschirr. Wieder andere musizieren. Die vierköpfi ge Hauptgruppe jedoch ist allein damit beschäftigt, Christus wie einem Priester vor der Wandlung feierlich die Hände zu waschen – ein Novum für das seinerzeit mehrfach dargestellte Thema, wenngleich häufi g gerade die liturgischen Assoziationen für seine Wahl bestimmend waren. Weniger aus dem Rahmen fällt daher der gleich einem Altar sparsam bestückte Tisch. Unklar ist die Bestimmung des Gemäldes. Als Altarbild war es wegen seines Querformats kaum geeignet; schon 1678 befand es sich in einer Bologneser Privatsammlung.