Albrecht Dürers druckgrafische Folgen zur Passion Christi gehören zu den eindrucksvollsten und wirkmächtigsten Bearbeitungen des Themas. Dabei hat die Ölbergszene, in der Jesus sich in größter Angst vor dem bevorstehenden Leid nach innerem Kampf dem Willen Gottes ergibt, den Künstler zeitlebens immer wieder beschäftigt. Zwischen 1497 und 1524 entstanden fünf druckgrafische und mindestens acht gezeichnete Versionen des Themas. In der Karlsruher Zeichnung arbeitet Dürer ebenso wie in seinen Kupferstichen mit einer großen Variationsbreite an Schraffuren und lässt eine höchst suggestive Komposition entstehen. Er fokussiert die drei Jünger im Vordergrund, die in tiefen Schlaf gesunken sind, wobei vor allem der in der Mitte lagernde Petrus mit fein differenzierten Strichlagen plastisch wiedergegeben ist. Mit eindringlichem Realismus schildert Dürer die schlafenden Männer und unterstreicht damit den einsamen Kampf Jesu um sein Einverständnis mit dem folgenden leidvollen Erlösungswerk. Seitlich und zum Hintergrund hin öffnet sich die Komposition. Die Gestalt von Jesu selbst ist links kaum zu erkennen. Sie formt sich erst bei näherer Betrachtung aus den zarten Schraffuren und unruhigen, fast nervösen Linien, in denen sich die Angst und innere Zerrissenheit des in höchster Not Flehenden spiegeln. Leidenschaftlich streckt er die Arme empor und empfängt kniend das Kreuz, das ihm ein kleiner Engel entgegenhält. Im Hintergrund ist unter der aufgehenden Sonne die Gruppe der Soldaten zu erkennen, die von Judas in den Garten Gethsemane geführt werden, um Jesus gefangen zunehmen.
Das Blatt ist 1520 auf Dürers Reise in die Niederlande entstanden. Zwei weitere Fassungen aus dem Jahren 1521 und 1524 befinden sich heute im Frankfurter Städel Museum.