Antonio Bellucci gehörte ebenso wie Giovanni Battista Piazzetta zu den sogenannten „tenebrosi“ (den „Finsteren“), jenen venezianischen Künstlern des späten 17. Jahrhunderts, deren Werke von starken Hell-Dunkel-Kontrasten bestimmt sind. Das Gemälde bezieht sich auf eine Episode aus den historischen Anekdoten des römischen Schriftstellers Valerius Maximus (vermutlich gest. 34 n. Chr.) und erzählt die Geschichte des Atheners Cimon, der ins Gefängnis geworfen und zum Hungertod verurteilt worden war. Seine Tochter Pero aber, die gerade ein Kind bekommen hatte, verschaffte sich Zutritt und rettete ihren alten Vater, indem sie ihn aus ihrer Brust nährte. Beliebt war dieses Thema insbesondere im Barock. Zum einen, weil es ein Beispiel der christlichen Nächstenliebe (Caritas christiana) darstellte, neben Glaube und Hoffnung eine der drei christlichen Tugenden. Zum anderen, weil es die reizvolle Möglichkeit einer erotischen Darstellung bot. Bellucci hat die Figuren pyramidal angeordnet. Die Darstellung des Kindes war in der Bildtradition eher unüblich. Während der Vater in seiner Not und der Sohn in seiner Verspieltheit ganz auf Pero ausgerichtet sind, blickt Pero achtsam zur Seite, aus Angst, entdeckt zu werden.