Zwischen 1828 und 1835 verbrachte Camille Corot jedes Jahr einige Tage im Wald von Fontainebleau und hielt dessen wilde Urwüchsigkeit in zahlreichen Freilichtstudien fest, die er von 1831 bis 1834 auch im Pariser Salon ausstellte. Die kleine Bremer Ölstudie stammt ebenfalls aus diesem Zeitraum. Darin vermittelt er nicht die objektive Form der Dinge, sondern den Gesamteindruck, den dieser scheinbar willkürlich gewählte Bildausschnitt auf ihn ausübte. Die damaligen Lehrbücher der Landschaftsmalerei rieten, beim Skizzieren mit dem Hintergrund anzufangen und dann erst den Mittelgrund anzulegen und die Verbindung zum Vordergrund herzustellen. Daran hielt sich Corot. Die abgestorbene Eiche im rechten Hintergrund formulierte er vor dem strahlend blauen Himmel deutlich aus, während er die Bäume ansonsten weitgehend als dunkelgrüne, wenngleich lichtdurchwirkte Farbmasse malerisch freizügig zusammenband. Den Vordergrund legte er nur skizzenhaft an, setzte aber mit dem warmen Sonnenlicht auf dem gespaltenen, verdorrten Baumstamm links und der verwitterten Mauer rechts wirkungsvolle Farbakzente, über die er zugleich die Vergänglichkeit des naturbelassenen Waldes veranschaulichte.
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