Der an der Rückseite flach abgearbeitete und dort mit einem großen Dübelloch versehene, mehr als doppelt lebensgroße Marmorkopf war zur Befestigung an einer Rückwand bestimmt; der Einlasswölbung am Hals nach zu urteilen, war er nicht an einem Holzkern in Form eines Akroliths angebracht, sondern in eine Büste oder Statue eingesetzt. Ähnliche hergerichtete Köpfe zeigen, dass er als Büste das Mittelbild eines kreisrunden Medaillons von etwa 1,2 m Durchmesser (Tondo) darstellte. Dem Fundort zufolge war es im größten Raum der oberen Terrasse des Gymnasions von Pergamon (Raum H) an der Wand angebracht. Dort schmückten weitere derartige Bildnismedaillons (imagines clipeatae) die hohen Wandflächen rechts und links der zentralen Nische mit den Statuen der Könige von Pergamon. Aufwändige Stückungstechnik, virtuose Oberflächenglättung und Reparaturen zeichnen den Kopf zudem aus. Wen er darstellte, ist nicht mehr erkennbar: Das lange Haar und die dynamisch-pathetische Bewegung sprechen für Alexander d. Gr., es könnte aber auch ein Dioskur oder (weniger wahrscheinlich) ein pergamenischer König gemeint sein.
R. von den Hoff, Kolossales Kopffragment einer imago clipeata: Alexander d. Gr. (?) (AvP VII 283), in: Bestands-Kat. 1, 47 f. Kat. 33