Fasziniert von der Erscheinung Tohotauas hat Gauguin die junge Frau ein weiters Mal Modell sitzen lassen. In seinem vielleicht schönsten und geheimnisvollsten Gemälde, den 1902 entstandenen Contes Barbares, blickt sie uns erneut entgegen: Wir erkennen sie in der im Vordergrund knienden Figur mit dem orange-rot leuchtenden Haar. Die Figur am linken Bildrand ist das Porträt eines jungen Mannes, der bereits für Gauguins Marquisien à la cape rouge (Musée des Beaux Arts, Lüttich) Modell gestanden hat.
Gegenwart und Vergangenheit begegnen sich in diesem Gemälde, beseelt von einer deutlich auszumachenden Todessehnsucht des Künstlers. Auf Vergangenes verweist insbesondere die Darstellung seines 1895 verstorbenen Freundes Jacob Meyer de Haan, den er 1889 im Bretonischen Le Pouldu kennen gelernt hatte. Dort schuf Gauguin ein Porträt de Haans mit dem denkwürdigen Titel Nirvana. 13 Jahre später wiederholte Gauguin dieses diabolisch wirkende Bildnis des Künstlerfreundes inmitten einer Südseelandschaft. Die weißen Rauchschwaden wirken wie abziehende Wolken nach einem reinigenden Regenschauer, die Früchte wie eine Opfergabe, und die Lilien sind ein altes Symbol für die gleichzeitige Verkündigung von Leben und Tod.
Im Oktober 1903 trafen fünf Gemälde von Paul Gauguin in Hagen ein, darunter auch die Contes Barbares. In seiner Empfangsbestätigung beklagt sich Osthaus über die hohen Preise, worauf Ambroise Vollard, Gauguins langjähriger Kunsthändler, darauf hinwies, dass er die Preise des letzten Sommers nicht habe halten können, da der Künstler soeben verstorben sei. Deshalb zögerte Karl Ernst Osthaus 1904 zunächst, dieses wichtige Werk zusammen mit weiteren Bildern des Franzosen zu erwerben.