„Um einen Kunsteindruck empfangen zu können, muß die eigene Phantasie schöpferisch mitwirken […] Nur die Wärme, die man selbst abzugeben imstande ist, gibt das Kunstwerk, und schließlich ist eigentlich fast jeder Kunsteindruck ein von der Phantasie des Zuhörers Geschaffenes. Allerdings ausgelöst durch das Kunstwerk; aber nur dann, wenn man über einen dem Absendeapparat gleichgestimmten Empfangsapparat verfügt. Um einen Kunsteindruck in ein Kunsturteil umzuschaffen, muß man geübt sein, seine eigenen unbewußten Empfindungen zu deuten, man muß seine eigenen Neigungen und die Art, wie man auf Eindrücke reagiert, kennen. Um nun gar ein Werturteil abzugeben, muß man Kunsteindrücke miteinander vergleichen können; muß, entweder aus seiner Natur, der Eigentümlichkeit nicht fehlen darf, oder doch wenigstens aus seiner Bildung (= Durchbildung) einen Gesichtspunkt finden, von dem aus man dem Wesen des Werkes näherkommen kann. Man muß Sinn für die Vergangenheit und Ahnungen für die Zukunft haben. Und schließlich, man darf wohl irren; aber dann muß man wenigstens wer sein! Wie weit sind unsere Kritiker davon entfernt!“ (Arnold Schönberg, Über Musikkritik, in: Der Merker 1/1909) Die Musikwissenschaftlerin Severine Neff interpretierte die Darstellung als Komposition der Physiognomien von Ludwig Karpath und Hans Liebstöckl, jenen Journalisten, die 1908 bei der Uraufführung von Schönbergs II. Streichquartett op. 10 einen Skandal inszenierten.
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