Als Leibl während seines Aufenthaltes in Graßlfing bei Dachau, 1873/74, die Ploner Müllerin malte, wird ihm seine Kopie nach einem Bild in der Alten Pinakothek, »Charlotte Butkens mit ihrem Sohn« von Cornelis de Vos, noch ganz präsent gewesen sein. Die »Dachauerin mit Kind« ist weniger prächtig gekleidet als jene, ihre dunkle Tracht aber bot Gelegenheit, verschiedensten Strukturen und Farbnuancen nachzuspüren. Leibls Vorstellung von »Ehrlichkeit« kam das schlichtere Modell sogar mehr entgegen, und seine monochrome Kleidung erlaubte eher den Eigenwert der puren Malfläche zu betonen. In beiden Fällen schaut die Mutter eher zurückhaltend, das Kind frei aus dem Bild heraus. »Sehr schön ist die Anordnung der Köpfe und Hände; sie gibt dem Bild etwas architektonisch Starkes. Mancher Betrachter möchte vielleicht fragen:wo ist das Geistige solcher Malerei? Die Antwort müßte lauten: es liegt in dem stillebenhaft Zuständlichen der dargestellten Erscheinungen, oder wenn man lieber will: in dem kosmisch Stillebenhaften jeglicher Erscheinung.« (Karl Scheffler)