Das Interesse der Maler Heckel und Kirchner am Tanz verweist nicht nur auf dessen Stellenwert in der damaligen Populärkultur, sondern hatte auch persönliche Motive: Erich Heckel heiratet Milda Frieda Georgi, die unter dem Künstlernamen Sidi Riha in der Berliner Tanzszene bekannt geworden war, und Kirchners Lebensgefährtin Erna Schilling sowie deren jüngere Schwester Gerda waren ebenfalls Tänzerinnen. Auch Ausdruckstänzerinnen wie Nina Hard und Gret Palucca inspirieren Kirchner in den 1920er Jahren zu Bildern, deren Motive Tanz, Varieté und Exotik thematisieren; von den Brücke-Künstlern hat er hieran das größte Interesse. Kirchners Schlaflosigkeit und sein wohl nie nachlassender Beobachtungsdrang führen ihn zu meist nächtlicher Stunde auf die Straßen und Plätze, in die Cafés, Varietés und in den Zirkus. Die beiden Dargestellten tanzen wohl eine akrobatische Variante des damals aktuellen Schautanzes Cancan. Der Tänzer präsentiert seine Partnerin in einer gleichermaßen erotischen wie akrobatischen Körperhaltung – kopfüber im Spagat stehend, dem Betrachter provozierend zur Schau gestellt. Da Kirchner das, was er auf seinen Streifzügen durch das Berliner Nachleben gesehen hatte, gewöhnlich im Atelier nachstellt, ist anzunehmen, dass es sich bei den Modellen für das Tanzpaar um den Maler selbst und Gerda, die Schwester seiner Lebensgefährtin Erna handelt.
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