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Mädchenreigen als Säulenschmuck

UnbekanntUm 550–525 v. Chr.

Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin

Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin
Berlin, Deutschland

Griechische Steinskulpturen größeren Formats sind in ihrer Frühzeit immer, soweit es sich nicht um Weih- oder Grabbilder handelte, in architektonischem Zusammenhang verwendet gewesen. So gibt auch das eine hier gezeigte Reliefbild einer Frau (bei dem Gegenstück ist nur der Kopf erhalten) mit einem am äußersten linken Bruchrand gerade noch sichtbaren senkrechten Grat, dem Spuren weiterer neben dem Kopf der Frau entsprechen, über seine ursprüngliche bauliche Verwendung Auskunft: es war Teil einer Säulentrommel. Vor den 10 cm breiten Kanneluren standen, einen Grat ganz verdeckend, archaisch lächelnde Gestalten als bedeutungsvoller Schmuck. Mit eng anliegenden Gewändern und feinen, von zwei wulstigen Reifen auf dem Kopf gehaltenen Schleiern waren Frauen in Festtracht dargestellt. Zwei Haarlocken vor den Ohren sind plastisch angegeben, ein Band, das innen am Schleier entlang bis auf die Schultern fällt, ist rot aufgemalt. Unter den Querfalten am Hals zeigt das besser erhaltene Fragment ein wiederum rot aufgetragenes Band.
Die Frauen müssen zum Apollonkult in Didyma gehört haben, wo die Säulen vermutlich in der Vorhalle des berühmten Orakeltempels standen, als die Perser ihn 494 v. Chr. mit der benachbarten ionischen Stadt Milet als Vergeltung für deren Aufstand niederbrannten und zerstörten. Der milesischen Kunst der spätarchaischen Zeit gehören auch die schönen Fragmente mit ihren breitflächigen Formen und den knapp eingeschnittenen kantigen Details an. Wenige weitere Bruchstücke dieser Frauenbilder sind an der Südwestecke des später glanzvoll wieder aufgebauten Tempels gefunden worden. Vielleicht gehörten die beiden zusammen ausgestellten Köpfe zur selben Säulentrommel, die im Rund acht solchen Frauen Platz geboten hätte. Ihr Durchmesser ist anhand der Kanneluren auf 104,7 cm errechnet und die Säule danach mit einer Höhe von über 15 m rekonstruiert worden. Oberhalb der Köpfe ist der Marmorgrund nicht geglättet, und der dort aufsetzende Säulenschaft war vermutlich aus anderem Stein.
Die Bearbeitung des Marmors der Relieffiguren ist von höchster Qualität, die gleichmäßigen Meißelspuren sind mehrfach zu sehen. Die Köpfe folgen einer gemeinsamen Form, die der Bildhauer mit ganz geringen Abweichungen der Details in den Stein übertragen hat. So gleichartig die Frauen in ihrer gemeinsamen Tracht vor uns stehen, gibt ihr freundliches Lächeln Anlass, über das gesellschaftliche Ansehen der Reihe schöner Frauen im Bild und über ihre Aufgaben am Tempeleingang nachzudenken.

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  • Titel: Mädchenreigen als Säulenschmuck
  • Ersteller: Unbekannt
  • Datierung: Um 550–525 v. Chr.
  • Ort: Gefunden 1911 am Apollontempel in Didyma, Kleinasien
  • Abmessungen: h56 / 28,1 cm
  • Typ: Statue
  • Material: Marmor, ursprünglich reich bemalt
  • Sammlung: Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
  • Objekterwerb: 1912 bzw. 1914 durch Fundteilung nach Berlin gekommen
  • Inv.-Nr.: Sk 1721, Sk 1748
  • ISIL-Nr.: DE-MUS-814319
  • Externer Link: Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin
  • Copyrights: Text: © Verlag Philipp von Zabern / Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin / Hlm. || Photo: © b p k - || Photo Agency / Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin / Johannes Laurentius
Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin

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