Die Figur ist in Größe und Details identisch mit der rechten äußeren Gestalt im Reigen der Musen auf dem Bild »Der Parnaß«, das Andrea Mantegna für das Studiolo der Isabella d'Este im Palazzo Ducale zu Mantua 1497 lieferte. [...] Trotz des fragmentarischen Zustands, den das Berliner Stück nach Abzug aller Ergänzungen und Retouchen aufweist, gibt es viele Indizien für dessen zeichnerische Güte. Abweichend vom Großteil der in Frage gestellten Zeichnungen sind die Weißhöhungen nicht dicht und übersorgfältig geskribbelt, sondern locker und sparsam aufgetragen; noch deutlicher bemerkt man die Unterschiede in der Modellierung von Licht und Schatten, die hier nicht kalt nebeneinander stehen, sondern sowohl auf den nackten Partien als auch im Gewand ein fließend abgestuftes, nuancenreiches Chiaroscuro bilden. Ein Kopist oder ein >authorisierter< Mitarbeiter würde auch sehr gewissenhaft nur das sichtbare Ergebnis abgezeichnet haben, nicht die unter den flatternden Falten liegenden Konturen, wie sie etwa an der Unterseite des rechten, vorspringenden Beins und an der linken Schulter durchscheinen. So spricht hier gerade die unprätentiöse, auf oberflächliche Virtuosität verzichtende Auffassung für die Autorschaft Mantegnas.