»Es steckt etwas von Marées darin, einfache Mittel mit einer geheimnisvollen reichen Wirkung«, schrieb Conrad Fiedler 1887 an Adolf Hildebrand über Thomas neueste Arbeit (Adolf von Hildebrands Briefwechsel mit Conrad Fiedler, Dresden 1927, S. 258). Es handelte sich um die Darstellung eines jungen Heiligen, der nur mit einem Lendenschurz bekleidet in einer Haltung tiefer Schicksalsergebenheit inmitten eines Waldes steht; zu seinen Füßen ruht ein Löwe und räkelt sich ein Tiger. Zunächst sah Fiedler, der erste Besitzer des Bildes, in dem Heiligen die biblische Gestalt Daniels in der Löwengrube. Später bezeichnete er ihn nur noch als »Eremit« oder »Anachoret« (Briefwechsel Hans Thoma, Conrad Fiedler, Karlsruhe 1939, S. 31 und 36) und erkannte damit in ihm eines der Schlüsselmotive des 19. Jahrhunderts, war doch seit der Romantik der Eremit für die Einsamkeit des Künstlers in der Gesellschaft symbolhaft geworden. – Eine Vorzeichnung in Kohle auf getöntem Papier (vgl. A. von Schneider, Hans Thoma, Zeichnungen, Freiburg 1932, Taf. 51). | Regina Freyberger